Neben dem geiferndem Maul des Tigers bewahrt sie sich ihre Reinheit. Trotz der vernichtenden Macht der wildesten Natur bleibt sie nur sanft. Sie ist die Eine, die Kleine, die Sanftmütige, die Reine. Das Schwarz breitet seine allumfassenden Schwingen aus. Möchte erfassen und bedecken. In den dunkelsten Abgrund hinunter schicken. Sie aber wehrt sich nicht. Die Unschuld, das Unberührbare, ist ihr ewiges Mahnmal und schreckt die Dunkelheit so nur ab. Es wagt es nicht, sie zu berühren, aus Angst sich an ihrem Weiß die Spitzen zu verbrennen. Keine Gewalt, keine nur Gegenwehr. Simple Existenz, die sich durch ihr Sein, ein Glashaus erbaut hat. Zerbrechlich, so leicht zu zerstören und dennoch massiv wie der stärkste Stahl. Denn wer sie erblickt, der muss sie bewundern. Wer ihr begegnet, der muss sie verehren. Und wer sie begreift, nur der wird erinnert an das, was er vergessen hat. Was die raue Welt versucht zu vergraben und vernichten. Zu zerfetzen und zu zerreißen. Das weiße Tuch, das den Frieden einläutet. Es nur, wirkt bei den Dämonen als Provokation. Und dennoch wagen sie nicht, diese eine Grenze zu überschreiten. Denn sie alleine verstecken sich im Dunkeln und fürchten jedes nur helle Licht. Und diese eine weiße Existenz ist wie der glimmende Funke eines niemals vergehenden Himmels. Eine Erinnerung an bessere Zeiten. Ein Blick in die vollkommene Zukunft. Das Urteil das die Gerechtigkeit in die Herzen manövriert. So ist dieses kleine Sein, weit mehr nur als bloßer Zufall. Obwohl der harten Welt, hat sie sich ihre Verletzlichkeit erhalten. Und hier und da, im tanzenden Schritt, bringt sie die Unbedarftheit zurück.
Für manchen ist sie ein verletzlicher Engel. Ein Gott, der ohne Unsterblichkeit leben muss. Denn wie die Blätter der prächtigsten Rose, braucht es nur die Gewalt um den Augenblick zu zerstören. So bietet sie sich an. Sie präsentiert sich in all ihrer unscheinbaren Stärke. Denn sie weiß um ihre Vergänglichkeit. Sie begreift, dass ihre Zeit kommen muss. Denn nur im Opfer findet die gute Tat ihre eigene Bestimmung als auch Erlösung. So atmet sie noch einmal inbrünstig auf, nimmt den Odem der Menschlichkeit in sich auf und dann nur legt sie sich hernieder. In den Schlaf der Glückseligkeit. Denn in der Ruhe findet der Trubel sein Ende. All der Schmerz, all die Trauer eines Lebens. Sie nur fallen ab und betten sich in die Kissen der schönsten Träume. Ein Meer aus Blütenblättern umgibt die Schönheit der reinen Einfachheit. Die weiße Prinzessin einer verendenden Existenz.
Tiere schmiegen sich an diese sanfte Seele. Denn sie wissen um die Schwester, die nicht den Trieben folgt. So spüren sie die Harmonie eines Inneren, das im Gleichklang schwingt. Der Frieden, der sich im kostbaren Moment einstellt. Im Erleben von Sekunde und Augenblick. So suchen diese Tiere, die sonst nur Beute sind, die Nähe und die Aufmerksamkeit dieser reinen Existenz. Im Abbild aber findet sich die Unschuld in weißer Perfektion um malt. Das perfekte Bild, das Abbild, eines Traumes, den uns die Wirklichkeit eines wilden Lebens verweigert. So träumen wir von ihr. Wir erschaffen sie im kreativsten Moment. Wissend, dass sie alleine ein Leben so nur niemals überdauern kann. Die Wölfe der Habgier und der Lust, würden sie vernichten, reißen und zur Strecke bringen. So setzen wir sie auf den Thron der Imagination. Dort nur, kann sie im Palast aus Glas bewundert und beschaut werden. Von nun an, bis in alle Ewigkeit.
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