Athalon – Der Dämonenjäger (1)

Messerscharfe Klauen, spitz wie Dolche. Bereit, einen menschlichen Körper die tiefsten Qualen erleiden zu lassen. Schwingen, wie die Zeichen der Engel. Rotglühende Augen, wie das Feuer der Hölle selbst. Sie kamen aus dem Nichts und fielen über die Stadt her. Ließen niemanden am Leben. Wie eine Plage, der Unterwelt selber entsprungen, griffen sie nur einmal an.

Dämonen

Athalon glaubte nicht an so etwas. Für ihn war es nur eine reichlich ausgeschmückte Geschichte, die die einfältigen Bauern aus Angst erzählten. Der König hatte sie geglaubt. Ein närrischer alter Mann mit einer Schwäche für die Magie. Nur deswegen hielt er sich diese Magier am Hof, die doch nur Zaubertricks vorführten. Als der Bote am Hof erschien, schlotternd vor Angst, außer Atem und in Demut auf die Knie gesunken, da leuchteten die Augen des Königs.

Er ließ ihn rufen. Schickte ihn los, mit dem Auftrag, die Hölle vom Angesicht der Erde zu vertreiben. Athalon sollte einen Beweis mitbringen. Den Kopf einer Bestie, ihr Herz, ihre Klauen. Ein Beweis, der ihr Ende besiegelte aber eher noch dem Glauben des Königs Gestalt verlieh. Auf dass er eine Religion daraus formen konnte. Der König sagte das so nicht. Aber Athalon konnte sich das auch selber zusammen reimen.

Er war nicht dumm, wenn ihn auch alle für einen Schlächter hielten. Einen Krieger des Königs, der nur die abscheulichsten Aufträge ausführte. Die, von denen einen die menschlichen Regungen zurückhielten. Und wäre er nicht der Beste dabei, trotz der 50 Jahre, die er nun schon auf der Erde wandelte, so wäre er längst hingerichtet worden. Jeder am Hofe wusste über seine Stellung zum König bescheid. Der König selber sogar, so vermutete Athalon. Aber sie konnten ihn nicht töten, nicht besiegen. Sie hatten es versucht und waren, im eigenen Blut liegend, gescheitert. Der König gab nicht zu, dass er die Assassinen geschickt hatte. Sie sprachen nicht mehr weiter darüber. Aber dem König, wie auch Athalon, war nur zu genau klar, dass eine Schwäche, ein Fehler, nur zu Gunsten des jeweils anderen genutzt würde.

Er stand vom Boden auf, klopfte sich die Erde von den Beinen und löschte das Feuer. Genug der Gedanken. Er war ein Mann der Tat. Ein Krieger, ein Vollstrecker. Und es war an der Zeit, seine neuen Feinde, wer auch immer sie waren, dies spüren zu lassen. Lautlos durchquerte er den Wald. Wich den getrockneten Ästen, den Laubhaufen, aus, die nur seine Ankunft verbreitet hätten. Mühelos passte er sich der Umgebung an. Die dunkle Kleidung verschwand im Schwarz der Nacht. Einzig unterbrochen durch diese silbrig scheinende Scheibe am Himmel. Es war nicht weit und nach einiger Zeit stand er vor dem Eingang zur Höhle. Athalon war schon am Tage hier gewesen und hatte nach Spuren gesucht, die ihn hierhin geführt hatten.

Er wusste nicht, was ihn erwartete. Er rechnete mit Banditen, wilden Tieren gleich, die keine Skrupel hatten, keine menschlichen Züge mehr. Was auch immer dort unten hauste, es würde die Schneide seiner Axt schmecken. Für alles Andere hatte er noch das Kurzschwert am Gürtel. Unscheinbar, nicht zu offensichtlich unter dem Tuch verborgen, aber aus reinigendem Metall gefertigt. Silber. Ob er nun glaubte, oder nicht. Alleine auf die Möglichkeit hin, musste er vorbereitet sein. Und das war er.

Er hatte keine Fackel dabei. Vor ihm der dunkle Abgrund, der immer tiefer in den Berg hinein führte. Finster, ohne den leisesten Schimmer einer Helligkeit. Er betrat die Höhle, noch immer mit lautlosem Gang. Seine Feinde mussten es nicht wissen. Nicht vorher ….

Wie ein Richter würde er über sie kommen. Sein Atem beschleunigte sich, die Vorfreude erwärmte das Blut. Er durfte wieder kämpfen, wieder schlachten und sich austoben. Zu lange schon hatte er den Geschichten am Hofe lauschen müssen. Müde von der Muße und träge von der Langeweile. Aber das war nun vorbei.

Er folgte den Gängen in stockfinsterer Dunkelheit. Machte noch immer nicht das geringste Geräusch. Wich den losen Steinen am Boden mühelos aus. Denn er konnte sehen. Eines der Geheimnisse, die seine Blutlinie mit sich brachte. Ein Geheimnis, das er nicht teilte. Genauso wenig, wie seine sonst nicht menschlichen Fähigkeiten.

Ein Geräusch. Kratzend über Stein, nur ganz leise, zu schnell überhört.

Er hatte es  gespürt, aber so sehr in Gedanken, nicht wahrgenommen. Sofort ließ er sich in die Hocke fallen, drehte sich am Boden und zog die Axt vom Rücken. Nicht eine Sekunde zu früh, denn es schnitt bereits sirrend über ihm durch die Luft. Zerteilte sie dort, wo vorher noch sein Hals gewesen war.

Rote glühende Augen. Ein geiferndes Maul, voll der todbringenden Werkzeuge. Und die Flügel, jetzt sah er sie. Ein Knurren, dämonisch tief, eine von Hass entstellte Miene, bedeckt von schwarzer Haut.

Athalon schlug zu und enthauptete die Kreatur. Einmal grollte sie noch, dann fiel sie und tat ihr Letztes. Er ging heran, die Axt noch immer in Händen. Blut tropfte von der Schneide, nicht rot, wie es sollte, sondern im dunklen Blau. Sie hatten Recht. Die Bauern nicht übertrieben. Dort lag ein Wesen, kein Mensch. Ein Brustpanzer von einer Übernatur geformt, Stacheln auf den Schultern und die Schwingen.

Wie?

Wie konnte das sein?

Er würde es bald wissen. Wenn nur einer von ihnen sprechen könnte, so würde er antworten oder sterben.

Keine Zeit für Gedanken, keine Zeit für Überlegungen, jetzt wollte er wissen. Und er musste vorsichtiger sein. Viel vorsichtiger, wenn er überleben wollte. Ohne Zögern machte er sich wieder auf den Weg. Immer tiefer in den Abgrund der Dunkelheit. Wie auf dem Pfad in den Schlund der Hölle selber

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