Der intuitive Mensch

Der intuitive Mensch, ein Ich, ein Wesen, das im Spiel der Worte nur seine geistige Freiheit beweist. Es verdreht Wahrheit und Lüge, formt Kunst und Spielerei und erschafft nur so seine eigene Wirklichkeit, um der Kunst den neuen Weg in diese Welt zu widmen. Die Herrschaft der Kunst über diese Welt?

Der intuitive Mensch

Er ist ein Mythos, eine Spur, mit der ich mich aber identifizieren kann. Gefunden habe ich seine Definition, die besser nicht dargestellt werden könnte, in “Philosophie des verbotenen Wissens”, von Konrad Paul Liessmann.

“[…]Der intuitive Mensch ist im Kontext von Ueber Wahrheit und Lüge derjenige, der die ästhetische Deutung des Erkenntnisproblems in eine artistische Lebensmaxime transformiert und seinen Intellekt dieser unterordnet: “Jenes ungeheure Gebälk und Bretterwerk der Begriffe, an das sich klammernd der bedürftige Mensch sich durch das Leben rettet, ist dem freigewordenen Intellekt nur ein Gerüst und ein Spielzeug für seine verwegensten Kunststücke: und wenn er es zerschlägt, durcheinanderwirft, ironisch wieder zusammenfügt, das Fremdeste paarend und das Nächste trennend, so offenbart er, dass er jene Notbehelfe der Bedürftigkeit nicht braucht, und dass er jetzt nicht von Begriffen sondern von Intuition geleitet wird.” 

Wohl benutzt der intuitive, der ästhetische Mensch die Elemente der Rationalität, die Begriffe aber in einem völlig willkürlichen, den Regeln der Begriffssprache entgegengesetzten Sinn. Der intuitive Mensch macht sich die Leichtigkeit zur Maxime, die für Augustinus noch eine Lüge gewesen war: das verantwortungslose Spiel mit der Sprache. Nietzsche wusste, dass damit keine andere Form der Rationalität konstituiert, sondern das Durchbrechen jeder regelgeleiteten Vernunft gefordert wird:

“Von diesen Intuitionen aus führt kein regelmässiger Weg in das Land der gespenstischen Schemata, der Abstraktionen: für sie ist das Wort nicht gemacht, der Mensch verstummt, wenn er sie sieht, oder redet in lauter verbotenen Metaphern und unerhörten Begriffsfügungen, um wenigstens durch das Zertrümmern und Verhöhnen der alten Begriffsschranken den Eindruck der mächtigen gegenwärtigen Intuition schöpferisch zu entsprechen.”

Das Intuitive, Schöpferische, Kreative, Spielerische, Nichtrationale kennzeichnet diese Lebensform, die damit alle vernünftige Durchdringung und Ordnung der Welt verhöhnt und unterläuft. Nur dort, wo der intuitive Mensch über den vernünftigen triumphieren kann, kann sich eine Kultur “gestalten”, kann sich die “Herrschaft der Kunst über das Leben gründen”.[…]

“[…]Die Freiheit der Kunst von den Zwecken ist natürlich eine Täuschung; der Wille zum Schein wurzelt in der Bedürftigkeit und Not des Daseins und in der Sehnsucht, diese Not hinter sich zu lassen. Gerade in der vermeintlichen Entbundenheit aus dem Reich der Zwecke feiert der Mensch in der Kunst weniger die tatsächliche Überwindung der Not als das Gelingen der Täuschung darüber. Der ästhetische Mensch hat diesen Sachverhalt durchschaut. Er schätzt den Schein, weil er weiß, was Schein bedeutet. Er unterliegt nicht der Hybris des vernünftigen Menschen, der nicht davon ablassen kann, hinter dem Schein eine konsistente Wirklichkeit zu suchen und auf einen Begriff zu bringen, der spröde genug sein soll, um dem Verdacht, selbst nur metaphorischer Schein zu sein, zu entgehen. Solcher, aber kann nicht gelingen.[…]“

Die Wenigsten werden wirklich verstehen, was in den Auszügen geschildert wird. Fakt ist, ich fühle mich darin persönlich besser beschrieben, als ich es selber nur provokant und direkt könnte. Lassen wir es einfach so stehen und Sie verweilen in Ihren Gedanken, wenn Ihnen danach ist.

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