Man darf alles wissen, alles finden, alles erfahren und alles ergründen. Es gibt nichts auf dieser Welt, das sich nicht mit genügend Neugier aufspüren lässt. Vorausgesetzt, man weiß wonach man überhaupt sucht. In mancher Konstellation kann dies alleine schon den ersten Schritt an Entwicklung bedeuten. Es gibt aber Wissen, Geheimnisse, die man erfahren darf, aber anders, als bei allem sonst, darf man nicht leichtfertig über diese Dinge sprechen. Sie verstecken sich im Dunkel, am tiefsten Grund, wo ein Menschenleben niemals durch Zufall vorbei streift, außer Vorsehung, Schicksal oder Fügung hat dies auf eigenem Weg vorbereitet. Diese Wahrheiten nennen sich Mysterien und haben die Kraft und Macht, althergebrachtes zu zerstören, im Zweifel krieseln zu lassen. So kann der Geist frei sein, wie auch immer es ihm beliebt. Über Manches darf er auf keinen Fall leichtfertig sprechen, da die Auswirkungen katastrophal sein können. Es ist absolut nicht übertreiben, auch wenn es so zu sein scheint. Denn Geheimnisse verstecken sich unter offensichtlicher Maskerade, manchmal Lüge, manchmal nur offensichtliche Täuschung, die aber genauso sein muss. Da nicht Jeder die wirkliche Wahrheit verträgt.
Das Geheimnis – Das Mysterium
Wir alle wollen wissen, wollen erfahren und gerade das Verborgene finden. So glauben wir zumindest vorher. Hat man aber grundlegendes Geheimnis gefunden, so will man dies vielleicht gar nicht mehr wissen.
Das Problem dabei?
Das Gewusste lässt sich nicht mehr nur einfach vergessen. Man muss es assimilieren, an den eigenen Wissens Fundus anpassen oder neu aufbauen auf gerade diesen Geheimnissen. Seit Menschengedenken gibt es sie. Gerade in der Religion gibt es Praktiken, offensichtliche Rituale, deren wahre Bedeutung die Masse längst nicht mehr kennt, nicht wissen will oder gar Interesse daran hegt. Und gerade in der Religion verbirgt sich unter der Oberfläche eine Wahrheit, die im Gegensatz zum Glauben, nicht erfahren werden will.
„Und ich, liebe Brüder, konnte nicht zu Euch reden wie zu geistlichen Menschen, sondern wie zu fleischlichen, wie zu unmündigen Kindern in Christus. Milch habe ich euch zu trinken gegeben und nicht feste Speise, denn ihr konntet sie noch nicht vertragen. Auch jetzt könnt ihr`s noch nicht, weil ihr noch fleischlich seid.“ (1 Kor 3,1 – 3)
Oder ein anderes Zitat nicht direkt aus einem Glaubenswerk vom Philosophen Klemens von Alexandria aus dem 3.Jh n. Chr.:
„Darauf folgen die kleinen Mysterien, die gewissermaßen die Aufgabe haben, durch Unterricht auf das Kommende vorzubereiten; die großen Mysterien aber drehen sich um das Ganze, wo es nichts mehr zu lernen gibt, vielmehr nur das Wesen der Dinge zu schauen und zu betrachten.“
Das Problem der Wahrheit
Wo die Wahrheit im Geheimnis getarnt unter dem Deckmantel des Mysteriums existiert, ist sie ohne Gefahr für jedwede Struktur des Menschen. Berührt sie aber grundlegende Größen z.B. eines Glaubens, so ist das Wissen um sie gefährlich. Denn wird es verkündet, so gründet sich im oberflächlichen Blick die Ketzerei, die aburteilt, verfolgt und letztendlich zum Schweigen bringt. Das zeigt uns unsere Geschichte all zu deutlich.
„Was alle wissen, wird von allen vergesse, und gäbe es keine Nacht, wer wüßte noch, was Licht wäre!“ (Friedrich Nietzsche)
Denn das Problem bei der Wahrheit ist, dass sie einstmal bekannt war, bis man beschloss sie im Wissen in tiefsten Tiefen zu begraben. Widmet man sich gerade dieser Tiefe, so findet man zuerst die Freiheit der Bodenlosigkeit. Kein altes Gesetz, keine engen Maschen, sondern die Freiheit des Geistes, die Altgewohntes in Staub auflöst.
Ich zitiere gerne einmal eine erste Ahnung nur eines Mysteriums:
„[…] Die wichtigste Schlussfolgerung traf ein Freund des deutschen Dichters Friedrich Schiller, der Jenenser Professor Karl Leonhard Reinhold, der auch ein begeisterter Illuminat war. Er behauptete, dass der Gott der Großen Mysterien des alten Ägyptens und der Eine Gott, den Moses verkündete, identisch seien. Wenn das stimmte, hätte Moses die von den ägyptischen Priestern streng gehüteten Großen Mysterien dem Volk verraten, mit anderen Worten aus den Großen Mysterien ein Oktoberfest mit Brockbieranstrich gemacht. Aus Reinholds Feststellung jedenfalls entwickelte sich eine der folgenreichsten Geschichten innerhalb des Geheimwissens.[…]“ (Die geheimen Religionen von Klaus Rüdiger Mai, S.87)
Nun, Sie wissen was der Geschichte um Moses entspringt? Die zehn Gebote, auf die sich die Religion z.B. stützt. Wäre dies aber im Grunde eine Lüge, so wäre es die Religion ebenso. Dann wären die zehn Gebote im Grunde nur eine Neuformulierung des Wissens, das die ägyptischen Priester einst als Mysterium versteckten. Moses formte sie neu, die Religion schrieb die Geschichte um die Weisung durch Gott, somit konnte sie niemals jemand anzweifeln und aus einem alten Mysterium wurde eine neue offensichtliche Wahrheit, die wiederum ein Mysterium über Jahrhunderte erschaffte, das nicht bekannt werden durfte.
„Bring Gott zum Bluten und die Menschen glauben nicht mehr an ihn“, das ist aus dem Film IronMan 2. Denn genau das ist das Problem mit der Aufdeckung von Geheimnissen. Wird ein Grundgerüst in den Fundamenten angekratzt, so kann es zusammenbrechen. Ist es auf Geheimnisse aufgebaut, die nicht bekannt werden dürfen, so ist das Aussprechen eben jener, das Ende der Lüge aber auch unter Umständen des ganzen Gebildes. Und kann man diese Verantwortung tragen? Will man es? Sollte man es? Oder doch nur die Geheimnisse unausgesprochen weiter tragen und nur ihre Macht benutzen? Denn was Moses tat war genau das. Er benutzte das Wissen, das das Volk bis dato nicht hatte, um neue Regeln und neuen Glauben zu formen.
Es gibt natürlich auch ungefährliche Geheimnisse. Z.b. dass Lilith den Anfang ihrer Legende als reiner Planet, schwarzer Mond, begann. Und sich ihr Ursprung am Himmel zwischen zahlreichen Sternen befindet.
Geheimnisse müssen bleiben
Manche Geheimnisse müssen einfach bleiben. Sie helfen bei der Weiterentwicklung einer Seele, eines Geistes. Aber ihm selber einfach nur, da er so weit ist, die Leere der Wahrheit zu ertragen und betrachten zu können. Die Finsternis, die nach all dem Licht der leichten Kost im Innern verbleibt. Ich habe mich der Freiheit des Geistes über allem verschrieben. So begann ich vor sechs Jahren meinen schreibenden Weg. Und selbstredend bilde ich mich darauf immer nur weiter. Manches „Geheimnis“ kann ich in Worten, die auf den ersten Blick unklar zu sein scheinen oder auch Verständnislosigkeit hervorrufen, verstecken. Aber über das Meiste darf man einfach irgendwann nicht mehr sprechen. So und nicht anders, ist es und bleibt es wohl. Aber ein Weg dreht sich selten um Wissen, als um reine Entwicklung. Und Spuren bleiben und gehen. Ob man ihnen folgt, ist immer einem jedem selber überlassen.