Auf irgendeine Weise spielen wir alle eine Rolle. Verstecken unser wahres ich hinter einer Maske. Manchmal hat uns das Leben sehr schmerzhaft beigebracht, dass unser echtes Ich nur verletzt werden würde. Also verweilen wir in dem Grau der Schatten und werden niemals unser herrliches Gefieder der Welt präsentieren. Vielleicht haben wir Angst vor der Aufmerksamkeit, die uns unser Auftritt als echtes ich einbringt. Denn sicher wissen wir unbewusst, dass wir etwas Besonderes sind und auch so wie wir sind perfekt sind, auf unsere ureigene Weise, aber trotzdem halten wir uns zurück uns zu offenbaren wie wir wirklich sind.
Vielleicht ist das nicht fair? Denn wir haben genau so ein Recht auf diese Welt, auf dieses eine Leben, das wir geschenkt bekommen haben. Der Wolf, der unterdrückt, der ausnutzt, der angreift, er macht sich nicht solche Gedanken. Einfühlsamkeit hat er auch nie gelernt. Und so viele Opfer, wie er hinterlässt, so viele verletzte Seelen wie er erschafft, genau so viele verstecken sich von nun an, da sie sich selber nicht mehr wert schätzen.
Wir müssen kein Wolf sein. Außer wir folgen der reinen Intention der Gerechtigkeit. Aber niemand verlangt von uns, dass wir auch die zarten Seelen fressen um uns selber stark zu fühlen. Das wäre der falsche Weg. Die Assimilierung mit dem Täter, in dem wir selber zum Bösen verkommen, da wir es so gelernt haben. Das was uns angetan wurde, müssen wir nicht Anderen antun. Das wäre der vollkommen falsche Weg. Es ist aber so, dass wir alles spiegeln, was wir abbekommen in diesem Leben. Und unbewusst identifizieren wir uns auch mit dem Täter. Der Täter wird ein Teil unseres inneren Erlebens. Ein Teil unserer Persönlichkeit. In dem er uns innerlich weiter quält (in der Erinnerung oder auch echtem Erleben) oder wir uns mit ihm identifizieren und selber zum Täter werden. Den Spiegel können wir nicht ausschalten. Der bleibt bestehen. Und auch wenn wir den Wolf verteidigen mögen, da wir sein Verhalten verstehen, im schlimmsten Fall in dem wir denken, dass wir es verdienen schlecht behandelt zu werden, ist der Wolf in dieser Konstellation das Übel, das uns widerfährt.,
Wir können den Wölfen dieser Welt nicht aus dem Weg gehen. Denn oftmals legt ein Schaf seinen Pelz ab nach einiger Zeit und offenbart sich als wahrer Wolf. Ohne dass wir es vorher nur erahnen konnten. Mit der Zeit verstecken wir uns vor dieser Welt und leben ein Leben in den Schatten und geben keiner neuen Seele mehr die Chance sich als Schaf zu präsentieren und auch das zu bleiben. Wir gehen unseren Weg alleine, einsam, manchmal aus Angst vor erneuter Verletzung.
Aber wir sind nicht schwach. Irgendwann mögen wir begreifen, dass wir alleine die Macht über unsere Realität besitzen. Und wir übernehmen die Kontrolle über unsere Wirklichkeit. Nicht, in dem wir die Realität neu erschaffen, oder doch ein kleines bisschen, unsere eigene Realität umformen und uns nicht mehr als Opfer sehen. Wir verändern uns. Wir haben keine Angst mehr vor Wölfen, sondern lernen auch zurück zu fauchen. Und wir fordern unseren Platz in dieser Welt ein. Wir werden präsent in der Wirklichkeit der Gesellschaft. Und auf einmal nimmt man uns auch wahr. Nicht als einzigartiges Wesen, das wir im Innern sind, aber als Stärke, die man respektieren muss. Wir spielen unsere Rolle und wir machen es gut. Und doch sind wir wieder alleine in unserer Wahrheit. Denn diese Rolle zu füllen erfordert von uns auch eine Maske zu tragen. Und wir beobachten uns selber sehr genau. Aber wir können auch nicht dahinter blicken ob diese Maske unser echtes Ich ist oder nur ein Theater, das eines Tages auffliegen möge.
Dem Schein nach verstecken wir uns nicht mehr. Wir nehmen Teil an dem öffentlichen Leben. Aber unsere Wahrheit behalten wir für uns im Innern versteckt. Sicher sprechen wir eine Wahrheit, aber ist dies auch die Botschaft, die unserem abgekapseltem Innern entspricht? Oder ist dies nur eine Rolle oder Maske, die wir tragen um zu funktionieren?
Solange es funktioniert, muss man nicht alle Fragen beantworten können. Solange man lebt und dies auch gut tut, muss man sich um das Warum keine Gedanken machen. Außer man fühlt sich eingesperrt. Dann muss man auf irgendeine Weise etwas ändern. Langsam und mit kleinen Schritten dem wahren Ich den Zugang zum echten Leben ermöglichen. Vielleicht sogar mit Hilfe und Unterstützung von professioneller Seite. Aber das muss man im Einzelfall entscheiden. In wie weit ist das eigene Leben noch ertragbar. Und wann wird es einem einfach zu viel?
Auf jeden Fall ist es verständlich alles. Wie auch immer eine verletzte Seele mit der Wirklichkeit umgeht. Und ob sie sich eine eigene Realität erschafft. Kein Weg ist falsch, wenn er funktioniert. Nur sperrt man sich zu lange selber ein, dann wird man verkümmern und einen inneren Tod sterben. Langsam und in kleinen Schritten gleicht dies einem langsamen Selbstmord der Seele.
Lass mich Dir am Ende sagen, dass nicht alle Seelen dieser Welt etwas böses wollen. Es gibt auch zarte, einfühlsame Wesen da draußen, die behutsam mit Deiner Seele umgehen werden. Und alles was Du wagen musst, ist wieder zu vertrauen, so schwer es auch fallen möge.