Zwei große Fragen direkt zu Anfang, die in Ihnen schon beim Lesen etwas bewirken. Gedankenzüge bilden sich, Erinnerungen verknüpfen Erlebtes mit Erfahrung und Sie reagieren in genau dieser Sekunde.
Bevor ich auch nur ansatzweise das Thema angeschnitten habe, hat sich in Ihrem Verstand eine Plattform für weiteres Verstehen gebildet. Um es Ihnen verständlich und einfacher erklären zu können, nehmen wir einfach zwei Beispiele:
1.Beispiel:
Sie kennen die Trilogie Matrix und sehen sich direkt an die Szene von Morpheus und Neo erinnert, wo er ihm genau diese Frage stellt. Nun, je nachdem wie die Erfahrung dieses Filmes für Sie war, werden Sie auf meine neu gestellte Frage reagieren. Entweder bin ich persönlich jetzt in einen Bereich der „Spinner“ und Träumer gerutscht und Sie nehmen keines meiner Worte mehr ernst und gehen mit vollkommener Skeptik an die restlichen Zeilen heran (sofern Sie das überhaupt noch tun). Oder aber Sie sind sofort Feuer und Flamme, da Sie das an ein Gedankengut erinnert, an dem Sie gerne fortsetzen würden.
2.Beispiel:
Sie kennen diese Szene eigentlich nicht. Haben noch nie etwas von Matrix gehört. Und im weiteren Verlauf, des Eintauchens schon alleine in mein erstes Beispiel, sind Sie interessiert. Sie wissen nicht, wo es hin gehen wird. Aber Sie wissen, dass ich etwas weiß, was für Sie interessant sein könnte. Und so tauchen Sie ab mit mir in meine Zeilen. Sofern Sie denn überhaupt „denken“ und „wissen“ wollen. Aber ist die Neugier da, so schleicht es sich ein und wird Sie über die Zeilen hinweg begleiten.
Jetzt frage ich Sie. Die Gedanken der ersten beiden Beispiele, die ersten Reaktionen, die ich voraus gesagt habe, was bewirken die?
Lassen wir jetzt außen vor, dass meine Prognose sie erst Wirklichkeit werden lässt, dass ich selber die Voraussetzung erschaffe, die ich in Ihnen, als meinen Leser brauche, was bleibt?
Genau. Eine Plattform, ein Wissensstand, eine Situation, die beeinflusst, wie meine folgenden Zeilen auf Sie wirken werden. Was Sie verstehen, bereitwillig schlucken oder in jedem Wort nur anzweifeln werden. Tja und weitergehend dann auch Ihr Verstehen und Wissen, wenn Ihnen irgendwann wieder eine Frage begegnet, die genau diese Formulierung hat oder das Thema schneidet.
Eine verwirrende Einleitung, die Sie direkt auf das Problem der Wirklichkeit, bzw. Realität begleitet. Denn ebenso, wie Ihr Verständnis und neu lernen von der momentanen Situation abhängt, genau so, wird auch Realität und Wirklichkeit wahrgenommen. Ganz frei nach dem Motto: „Was ich nicht sehen will, das ist auch nicht da.“ Übersteigert findet sich das in der Psychologie in den Erkrankungen. Wo die Grenzen der Realität so der Art verschwimmen, dass ein Erkrankter sich für gesund hält. Und die um ihn herum, für wahrscheinlich einfach blind. So hängt also Wahrnehmung ganz einfach von mir selber ab. Und gibt es mehrere, die mich in meiner Wahrnehmung bestärken und es ebenso erkennen, so bildet sich ein Raum, eine Existenz, die wir als Realität bzw. Wirklichkeit bezeichnen könnten.
Aber als Kritiker bleibt bei uns natürlich auch immer noch eine weitere Frage zurück. Was wäre, wenn wirklich alle blind wären und der eine Kranke, die Wirklichkeit sähe? Dann wäre Wirklichkeit ein Traum, in dem wir alle gemeinsam gefangen wären. Und ebenso wäre die Realität das gewählte Nichtsehen, um einer Gemeinschaft zugehörig sein zu können.
Ok.
Eine Verschnaufpause. Das ging jetzt ziemlich schnell direkt ins Thema rein. Es bot sich einfach zu leicht an und deswegen musste ich so mit Ihnen verfahren. Verzeihen Sie es mir.
Machen wir weiter mit der leichten Verwirrung und nehmen einfach das Offensichtliche. Was sehen Sie, wenn Sie auf den Bildschirm blicken?
Sie sehen Text, sie sehen Buchstaben und Bilder. Sie wissen, dass wenn Sie hier rüberfahren (mit der Maus), es sich verfärbt. Sie wissen, dass die Seite bei den Links auf Mausdruck reagiert. Und aus einer Klammer und einem Doppelpunkt, sehen Sie ein Lächeln von mir. 🙂 Je nachdem, wie gut ich schreiben kann, hören sein sogar meine Stimme, wissen, wo betont werden muss und wo nicht. Auch das ist ein Raum der Realität, eine phasenweise Wirklichkeit. Aber im Grunde sieht sie anders aus, als Sie diese wahrnehmen.
Es sind haufenweise Code und Schnippsel eingebunden in php Dateien, die dem Browser sagen, wie er zu reagieren hat. Und in der richtigen Formatierung erscheint das Bild, dass Sie vor sich haben.
Aber selbst jetzt, wo Sie wissen, dass meine Worte im Grunde nicht vor Ihnen stehen, sondern nur aus 1 und 0 gebildet werden, wird Ihr Gehirn auch weiterhin die Buchstaben sehen. Die Farben die so schön scheinen, aus RGB gebildete Pixel, die in Vermischung vor Ihnen ein Bild ergeben. Das alles ist ein Raum der Wirklichkeit, ein Moment in der Realität, in dem wir beide, Sie und ich gerade in Kontakt stehen. Sie lesen Worte, die gar nicht da sind. Sie verstehen aus einem Rahmen heraus, den es im Grunde, so gar nicht gibt. Nehmen wir jetzt noch die Zeit dazu, so findet auch keine Kommunikation statt. Denn wann auch immer Sie diesen Artikel lesen. Es ist schon längst Zeit vergangen von dem Moment an, in dem ich ihn abtippte.
Machen wir es doch noch etwas komplizierter.
Nehmen wir an, ich habe mich in der Zwischenzeit weiter entwickelt. Habe mehr Wissen dazu erlangt, schon alleine durch das Abtippen des Artikels, so Einiges erst richtig verstanden. Dann habe auch ich mich verändert. Ich bin nicht mehr der, der am Anfang in den ersten Zeilen, mit Ihnen so „gespielt“ hat. Vielleicht wüsste ich sogar andere Methoden um leichter verstehen zu lassen? Dann lesen Sie gerade Zeilen eines Iches, dass es gar nicht mehr gibt? Dass sich weiterentwickelt hat und so in der Form auch nicht mehr existiert.
Sie lesen also Worte, die nicht da sind, von einem Ich, dass es nicht mehr gibt. Tja, ist das Realität? Ist das Wirklichkeit?
Ja, in dem Moment, in dem Sie sich dessen nicht bewusst sind, ist es das weiterhin. Aber selbst wenn Sie alles genau verstehen, die Parodie dieses Artikels begreifen, so werden Sie weiterhin nur Worte und Zeilen sehen. Und im Grunde werden auch Sie mich sprechen hören, so wie es Ihr Verstand zu lässt. Das heißt, in gewissem Maße ignorieren Sie Wahrheit und erschaffen sich eine eigene Realität, einen Raum der Wirklichkeit, der Sie dennoch geistig weiter bringt. Also entwickeln Sie sich rein aus dem Rahmen Ihres Verstandes weiter. Und das ist doch mal eine Aussage. Denn im Grunde ließe sich genau das, doch auf viel mehr anwenden?
Aber wenn die „Nicht-Realität“, die „Nicht-Wirklichkeit“ uns weiterbringen kann. Wozu brauchen wir sie dann? Ganz einfach, behaupte ich. Nehmen wir einfach an, dass ein jeder Mensch von einer Seifenblase des Geistes umgeben sei. Diese Seifenblase ist der Raum, den der Geist des jeweiligen als Wirklichkeit und Realität anerkennt. Um aber interagieren zu können, müssen diese Blasen kompatibel sein. Es muss also gar nicht ein Raum der Wirklichkeit bestehen, sondern es reicht, dass ein Jeder etwas besitzt, etwas sieht, was sich überschneiden kann und einen Raum der Begegnung und Interaktion erschafft. Also wäre Realität und auch Wirklichkeit gar nicht existent. Es sei denn, es kommt ein Wesen dazu, dass erst diese wahrnimmt.
Also ohne Bewusstsein, ohne Wissen, ohne Verstand, gibt es auch keine Wirklichkeit. Ein interessantes Fazit, wie ich finde.
Also, was ist Realität? Was ist Wirklichkeit?
Wir alleine sind es. Unser Geist, unser Verstand, erschafft das, was wir sehen wollen. Der nächste Schritt wäre zu begreifen, was dass im Grunde für die geistige Freiheit wirklich bedeutet. Aber für einen Artikel war es schon genug und vielleicht verstehen Sie etwas von dem, was ich versuchte sie erleben zu lassen?