Ein Fehler unserer schnellebigen Zeit

Es ist nicht leicht, etwas zu sein, ohne werden zu wollen. Mit dem Status Quo zufrieden sein zu können, ohne sich immer mehr zu wünschen. Denn meistens ist das, was wir schon haben, so unglaublich wertvoll und wir nehmen es gar nicht wahr. Wir lassen uns von der Sucht nach mehr und immer Neuem anstecken und schenken dem was ist, keine Aufmerksamkeit. Dabei hat auch das, was wir bereits besitzen seine Zeit gebraucht um zu entstehen. Aber in unserer schnelllebigen Neuzeit, wird immer nach mehr gesucht. Immer besser, immer mehr Aufmerksamkeit, immer mehr Follower, immer neu und immer schneller.

Die Statusse werden einfach durchgescrollt, von einem Augenblick zum Nächsten, ohne wirklich bewusst etwas aufzunehmen. Es ist Kurzweil, der schnell vorübergeht und keinen Bestand für die Zukunft hat.

In so einer Zeit den geruhsamen Moment zu finden, ist sehr schwer. Denn keiner macht uns dies noch vor. Wir bekommen es einfach nicht mehr beigebracht, sich den Moment zu nehmen und einfach in sich und der Sekunde zu ruhen. Wir brauchen den dauernden Input an Musik, an Menschen, an Farben, an Tönen. Und diese Sucht nach immer Neuem, nimmt uns die Aufmerksamkeit zu dem, was wir bereits besitzen. Wir nehmen es einfach nicht mehr wahr und lassen uns von der Schnellebigkeit anstecken. Auch wir erschaffen immer weiter etwas Neues, wobei das Neueste auch immer das Beste ist und das was war, vergeht im Schlund des Vergessens. Wir leben quasi ohne Vergangenheit und vollkommen in der Zukunft. Wir blicken voraus, was wir erwarten, was wir uns wünschen, was wir erhoffen, vergessen die Gegenwart des Erlebens und die Vergangenheit mit Lehre geht vollkommen verloren.

Man kann sich im Grunde nicht darüber beschweren, denn so ist nun mal unser moderner Zeitgeist. Und wir alle füttern das noch mit Statussen, die nach 24 Stunden wieder verschwinden. Nichts ist für die Ewigkeit und in unserer Zeit meistens noch nicht mal für den nächsten Tag. Es ist kein Wunder, dass da keine Weiterentwicklung mehr stattfindet. Keiner denkt mehr selber wirklich nach, philosophiert, sondern schickt nur die leichte Kost hinaus, die auch ankommt. Sex sells, wie es so schön heißt. Und manche Frau definiert sich nur noch über die Followeranzahl, die ihrem Aussehen gerecht liked und kommentiert. Tiefgründigkeit suchen wir oftmals noch vergebens und wird auch gar nicht mehr gewünscht.

Viele brechen aus diesem System aus, mit psychischen Krankheiten, da ihnen das nicht reicht und der Hunger nach mehr, der an ihnen zehrt, äußert sich in einem Zusammenbruch der Psyche, die sie nicht mehr am normalen Leben teil nehmen lässt. Sie verstecken sich aus Scham, da sie nicht mehr ausreichend sind für diese schnelle Welt. Sie kommen nicht mehr mit und schwächeln und das genau führt zu Depressionen, da sie immer weiter das Optimum gezeigt bekommen in den sozialen Netzwerken, nicht aber die Schattenseite. Denn das Scheitern, das Schwächeln, das zu zeigen ist fast schon tabu. Es bringt Mitleid, aber keine Follower. Außer von Gleichgesinnten, denen die auch nicht mehr mit der Geschwindigkeit mitkommen.

Es ist, wie es ist. Und ändern kann man an diesem Verfahren so nur nichts. Unsere Zeit ist nun mal, wie sie ist. Und auch wenn Manches falsch läuft, lässt es sich nicht ändern. Der Durchschnittsbürger will die leichte Kost. Er will unterhalten werden und nicht nachdenken. Er will die freizügigen Bilder, die aus Frauen nur noch ein Objekt der Wollust macht und sie nicht mit Tiefe der Tiefgründigkeit zeigt. Wir müssen uns damit abfinden, können aber für uns selber entscheiden, es anders zu machen. Wir alleine für uns. Wir, jeder Einzelne, der nicht dieser Schnelligkeit folgt, macht den Unterschied und kann für sich alleine einen Wechsel der Richtung vornehmen. Im ruhigen Moment, der dauernden Sekunde, wo er mal innehält und die Welt sieht wie sie ist und außerdem in seinen Blickwinkel schiebt, was er bis dato erreicht hat und was er schon alles besitzt, ohne vom Hunger nach mehr angetrieben zu werden.

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