Der Prinz der Dunkelheit

Ich lebe seit Jahrhunderten, seit Jahrtausenden. Vom Anbeginn der Zeit, mit der Entstehung des Lichtes, wurde ich geboren. Die Dunkelheit, die Schatten und die ewige Verdammung sind meine Heimat. Es stört mich nicht, Bedauern ist mir fremd. Denn so wurde ich erschaffen und anders sollte es auch nicht sein.
Ich habe alle Kreaturen dieser und jeder anderen Welt kennen gelernt und erleben dürfen. Jede kam ab und zu auf mich zu. Verfiel der Dunkelheit und fand sich an meinem Thron wieder. Manchem verlieh ich Macht, Andere benutzte ich, um sie ewiglich in meinem Reich zu verdammen.
Die Größe meines Reiches ist nicht zu ermessen. Anders als die Hölle oder der Abyss, ist mein Reich ohne Raum. Und doch ist es allgegenwärtig in jeder Seele, die den Eingang dorthin sucht. Egal des Ursprungs, egal der Welt. Bei mir sind sie alle gleich.
Nein, ich bin nicht böse, wie Ihr es vorschnell vermuten würdet. Im Grunde bin ich auch nicht gut. Ich erfülle meinen Zweck, regiere in meinem Reich und bin sonst von jedem Urteil ausgeschlossen. Selbst die Engel des Himmelreiches besuchen mich ab und an. Wenn Sie den Menschen ihr Leben und ihre Seele neiden. Aber viel mehr noch, die Freiheit der Entscheidung, die sie nun mal nicht haben. Und ebenso, habe ich so manch dunklen Engel wieder neugeboren.
Meine Macht ist genau so groß, wie die Weite und Tiefe jeder Seele. Sie endet nie und bekommt mit jedem Lebewesen neue Kraft. In Stunden, in Minuten, in denen Sie zu mir spricht.
Nun, du magst mich nach meinem Sinn und meinem Zweck fragen. Nein, ich bin nicht dazu da, um das Werk eines Teufels zu unterstützen. Denn ich bin nicht wie er. Er verdammt, zerstört und sucht nur seinen eigenen Vorteil. Ich aber, bin der stille Regent an der Seite des Lichtes. Wir waren schon immer und werden immer sein. Uns obliegt kein Urteil, keine Zerstörung oder Vernichtung. Wir sind nur wie die Schatten oder das Licht einer Kerze, ein simpler Raum, der jeder Seele zugänglich ist.
Wer sich an meinen Thron begibt, das habe ich nicht zu beeinflussen. Ebensowenig, wie ich versuche zu verändern, zu missionieren, zu welchem Zweck auch immer.
Ich bin ein Beobachter, ein Herr der Dunkelheit. Jede Macht die ihr obliegt, ist die Meine. Und als Solches, bin ich ebenso ohne Form und keiner Beschränkung unterworfen.
Ich war schon immer da und ich werde immer da sein. Egal, welche Welt verendet, welches Schicksal sich erfüllt oder im Trugschluss nur untergeht. Wenn Du mich finden willst, dann wirst Du es tun. Kannst Du es nicht, dann bist Du noch nicht bereit mir gegenüber zu treten. Sei dankbar dafür, denn die Dunkelheit ist ein luftleerer Raum, in dem kein Platz für menschliche Emotionen ist. Denn anders als verbreitet, wohnt hier nicht das Böse. Alleine die reine Macht des Gegensatzes vom Licht.
Besuche mich, wenn Du dich traust. Aber wisse, es mag sein, dass ich Dich nicht mehr werde gehen lassen können. Einmal die Grenze überschritten, unterliegt Deine Verdammung Dir selber, nicht mir. Ich werde mich nicht beschweren Dich in meinem Reich zu haben. Aber wollen und brauchen tue ich Dich nicht. Ich habe ein ganzes Reich der verschiedensten Kreaturen. Da ändert eine Seele nicht viel.

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