Ich nähere mich meiner Dunkelheit an …

Ich habe Macht, doch darf ich sie nicht benutzen. Denn würde ich sie einmal frei setzen, würde sie mein kleinliches sterbliches Sein einfach hinweg spülen. Würde sie aus mir herausbrechen, so würde ich nicht nur mein Umfeld von ihr erfüllen, sondern es würde mich auch noch vollkommen übernehmen. So habe ich Respekt, vielleicht auch einen Hauch von Angst vor ihr. Ich überlebe, in dem ich sie unterdrücke, in meiner eigenen Tiefe vor mir selber versteckt halte, damit ich nicht darauf zugreife, sie aus Versehen frei setze. Denn mit ihr kommt die Dunkelheit in ihrer pursten Form. Sicher habe ich mich mein Leben lang der Dunkelheit und den Schatten gewidmet. Und unbewusst habe ich die Dunkelheit mit allem meinem Sein gerufen, eingeladen ein fester Teil von mir zu werden. Naiv zuerst begann ich meine Suche, wusste ich doch vorher nicht, mit welchen Mächten ich mich einlassen würde. Wusste und ahnte ich doch nicht, welche tiefe innerliche Veränderung dies mit sich bringen würde.

Natürlich bin ich nicht unschuldig daran, was aus mir geworden bin. Obwohl dies im Grunde nach Außen betrachtet nichts anderes ist, als jeder Andere nur ebenso auch. Ich gehe meinen Pflichten und Aufgaben nach wie jedes Menschlein. Auch ich habe ab und zu Sorgen und Nöte. Aber ich bin halt nicht mehr eindimensional. Ich habe die Schwärze des Sehens erweckt. Ich erkenne und erblicke in Sekunden bereits die Natur einer Sache. So ist dem Wissen eine Last als auch Freiheit. Ich darf selber entscheiden, was ich mit meiner Erkenntnis nun anfange. Und anders als Andere kann ich nicht mehr einfach die Augen vor Dingen verschließen. Auf meine Weise bin ich jetzt ein Sehender. Dem Anschein nach frei. In Entscheidung und Wissen und Tat. Denn ich selber darf entscheiden, ob ich auch in Aktion trete oder den anderen Wesen ihr Spiel lasse. Ihnen dabei zusehe, wie sie glauben, dass ihre Maske, ihr Schauspiel unentdeckt bleiben würde und sie alles und jeden, auch sich, selbst täuschen können.

Als Teil der Freiheit habe ich auch die Dunkelheit der brachialen Schöpfung in mir verewigt. Als Macht in meiner Tiefe verschlossen, damit sie mich nicht übernehmen und verändern kann. Denn so sehr ich auch die Wahrheit und Natur der Dinge überblicke, so sehr will ich auch noch ein Teil der normalen Menschheit bleiben. Als einer der ihren unter ihnen wandeln, ohne dass mich diese Macht, dieses Drängen aus den Schatten treten lässt in das Licht der Bloßstellung. Denn ehrlich gesagt weiß ich nicht, was passieren würde, wenn ich diese Dunkelheit frei lassen würde. Ich schrecke vor jeder innerlichen Berührung zurück, bevor es überhaupt stärker werden kann, wahren Bestand bekommt. Denn ich will die verstand gesteuerte Kontrolle über mein Selbst behalten und nicht von Mächten gelenkt werden, anhand derer ich einfach nur machtlos bin. Ich will nicht zur Marionette verkommen, zu einem Mittler der dunklen Mächte, auch wenn mir dies auf gewisse Weise urbändige Macht und Kraft verspricht.

So habe ich diesen Teil, diese Dunkelheit, in meinem Innern abgekapselt. Manchmal windet es sich sehr abgeschwächt nach oben und ich spüre noch das Andere. Aber es ist sehr schwach und ich kann es erleben, empfinden, mich erfüllen lassen, bis es einfach wieder abflacht.

Durch die schreibenden Worte sucht es sich unbewusst ohne meine Verstand Kontrolle einen Weg nach draußen und ich kann einen Blick darauf werfen. Vielleicht mich ihm so zaghaft annähern und erst einmal erfühlen, was es überhaupt ist. Was es von mir will, warum es ein Teil von mir ist und was sein Bestreben ist. Am Ende aber habe ich keine Wahl. Ich muss es als einen existenten Teil von mir akzeptieren und mit ihm mal recht, mal schlecht, zurecht kommen. Und das mache ich schon sehr lange Zeit. Nein, ich bin nicht verdammt in die Hölle. Nur enthoben der sonst menschlichen Bahnen rein im Innern. Und ich trage da etwas in mir, was zuerst keine Gefahr da stellt aber aus gesunder Neugier vom menschlichen Bestreben wahrhaft verstanden werden will. Und genau das versuche ich Schritt um Schritt.

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