SVV – Selbstverletzung – Ritzen

In unserer heutige Zeit ist es schwer, diesem Thema aus dem Weg zu gehen. Man stösst im Internet darauf, ob man nun will oder auch nicht.

Sei es in Chats, in Foren, oder auch bei der Bilder bzw. Video-Suche.

Der ganze Emo Kult, Persönlichkeitstörungen, Borderline, gross wird es im Internet diskutiert.

Dabei spielt es keine Rolle, ob es Betroffene sind, ob Verwandte der Geschöpfe oder einfach Wissenshungrige zur “Erweiterung des Horizontes”.

Eins sei mal zu Anfang klar gestellt:

Nicht jeder der sich selber verletzt ist ein Emo. Und nicht jede Selbstverletzung ist automatisch ein ausschlaggebendes Signal für eine Borderlineerkrankung.

Ritzen ist nicht gleich Ritzen, um es mal so einfach zu sagen. Es ist entscheidend, was dahinter steht. Warum geschieht es? Ist es eine vom Gehirn gesteuerte Entscheidung, weiss der Betroffene wirklich was er da tut? Geschieht es aus einer Mode – Erscheinung heraus, weil es eben gerade in ist und jeder Emo es tut. Also will man dazu gehören?

Oder steht etwas anderes dahinter? Ein Druck eine Spannung, die nur ein Ventil sucht? Lange unterdrückt und auf diese Weise ausgebrochen? Nicht rational von der betroffenen Person zu erklären? Und mit dem klaren Unterschied, dass sie sich nicht mit dem Geschehenen brüstet, sondern es eher versteckt, sich sogar schämt, wenn es entdeckt wird?

Für einen normal rational denkenden Menschen ist es nicht zu verstehen. Wie kann man sich selber verletzen? Die Schmerzen, das Blut, da kann man ja nur gestört sein.

Die Frage ist, wie kann ich es Ihnen erklären, es sie verstehen lassen, dass Sie nicht mehr so voreingenommen sind?

Ich habe am Anfang gesagt, dass nicht jede Selbstverletzung ein ausschlaggebendes Signal für einen Borderliner ist. Das stimmt auch. Aber geschieht es nicht aus zeitgemäßer Anpassung und ist die Kontrolle desselben weg, übernimmt es ab und zu seine Kontrolle, dann liegt die Vermutung sehr sehr nahe, dass das SVV (Selbstverletzende Verhalten), nur die Spitze des Eisberges ist. Borderline wird oft als Modediagnose bezeichnet. Aber anhand meiner Quellen und auch sonstiger Erfahrungen meiner Person, kann ich Ihnen versichern, das dem nicht immer so ist. Mancher Psychologe, Psychiater gibt diese Diagnose sicher gerne der Einfacheit halber, da so ziemlich alles reinpasst, sich passend verdrehen lässt. Denn Borderline kommt nie alleine daher. Die eine oder andere schwere bis auch leichtere Persönlichkeitsstörung wird mitgezogen und ausgebildet. Für nur einen Zweck, den des Überlebens.

Nehmen wir uns also Borderline vor.

Lassen Sie sich eins gesagt sein, wir tun es auf meine Weise. Ich werde nichts zitieren, keine Quellen benennen und manches mag wie meine eigene Interpretation erscheinen. Aber ich nehme mir das Recht heraus, das zu dürfen.

Warum? Fragen Sie nicht, lesen Sie einfach weiter.

Wie könnte man also eine Persönlichkeit beschreiben, die von Borderline betroffen sein könnte?

  • Sie hat in dem Sinne keine ausgebildete Persönlichkeit. In manchen Punkten erscheint sie kindlich naiv, dann auch wieder zu erwachsen.
  • Sie hat kein Identitätsempfinden. Sie weiss nicht, was sie will, was sie erreichen will, was das Ziel ihres Lebens sein soll. Wird etwas gefunden, so reicht es eine zeitlang, um dieses Verlorensein zu kompensieren, bis alles wieder zusammenbricht und die Realität zurückkehrt.
  • Extreme Gefühlsschwankungen, die eigentlich daher kommen, dass nichts tief genug erlebt werden kann. Nichts ist stark genug, um an einen ran zu kommen. Aber dies wird auch nicht gewünscht, im Gegenteil, zu viel Nähe bewirkt Abwehrreaktionen. Wobei die dauernden Wirbel der Gefühle auch als Abwehr zu sehen ist, bevor die Euphorie ins Innere vordringen kann, entsteht Depression.
  • Ein inneres Gefühl der Leere. Ein Loch, das nie gefüllt werden kann. Ein nie zu stillender Hunger, der vor nichts Halt macht. Nichts ist genug. Es muss immer mehr sein.
  • Das führt zu ständig wechselnden Beziehungen. Nähe kann nicht ausgehalten werden, Trennung auch nicht. Deswegen ein dauerndes Hoch und runter für den Beziehungspartner solch einer Persönlichkeit. Mal wird sie geliebt und schon fast erdrückt vor Innigkeit, dann wieder weggestossen mit hasserfüllten Blicken und verletzenden Aussagen.
  • Glanz und Gloria für den fremden Beobachter. Kommt man der Person nicht zu nahe, blickt man nicht hinter die Maske, so ist sie stark, selbstbewusst, ein Quell der Lebensfreude, der alle in den Bann zieht. Sie ist immer an der Spitze zu finden, nie gibt sie auf, sie strahlt, sie becirced, sie bezaubert und ist überall gerne gesehen.
  • Dieses zwanghafte zu hoch ansetzen der selbst gestellten Aufgaben, der Rolle, in die man sich selbst hinein setzt, führt letztendlich zu Erschöpfung. Und früher oder später auch zu Depressionen. Diese stehen natürlich im direkten Gegensatz, zu der sonst so übermächtigen Persönlichkeit, aber beides besteht trotzdem nebeneinander. Was zur innerlichen Einsamkeit führt, und dem Gefühl des Nicht – verstanden-werden, gleichzeitig aber auch ein erster Faktor für angesammelte Spannungen ist.
  • Das Vergessen. Wie bei vielen Persönlichkeitsstörungen spielt auch hier das Verdrängen eine grosse Rolle. Was die Persönlichkeitsstruktur bedrohen könnte, wird ausgeblendet. Und letztendlich als nicht existent empfunden. Im Gehirn, der Erinnerung, ist es das auch dann nicht mehr. Dies ist aber nicht mit einer rationalen Entscheidung gleichzusetzen, denn es geschieht automatisch. Es muss geschehen, will die Persönlichkeit überleben, auf die bisherige Weise weiter existieren.
  • Eine Vermischung mit anderen Persönlichkeitstörungen ist sehr verbreitet. Weswegen noch andere Verhaltensweisen erscheinen können. Diese sind aber von Betroffenem zu Betroffenem unterschiedlich. Es wäre z.B. möglich, die eigene Persönlichkeit ganz zu verlieren und nur noch als Kopie der Umgebung zu existieren. Jetzt einfach mal laienhaft ausgedrückt, was einen Zusammenhang mit z.B. der schizoiden PS darstellen könnte. Dabei fände natürlich der Identitätsverlust seine Perfektion, in dem es einfach dadurch kompensiert wird, dass Chamäleon ähnlich einfach eine Persönlichkeit nach der anderen kopiert und gelebt wird.
  • Überempfindlichkeit gegenüber Emotionen anderer Personen. Durch die eigene extreme Verletzbarkeit, können Gefühle, Schmerzen, Trauer, Ärger, wie mit einem siebten Sinn von den Menschen in der Umgebung aufgenommen werden. Da man selber eine riesige Angst vor dem Verletztwerden hat, wird die Umgebung abgetastet. Nach Ärger, Missmut, was einen selber ins Aus und die Einsamkeit stossen könnte.
  • Sehr oft geht die Borderline Persönlichkeit auch mit Angst – & Panikattacken einher.

Zum Abschluss sei noch gesagt, dass sich jede Persönlichkeitsstörung mit der Zeit weiterentwickelt. Gerade bei Borderline besteht die These, dass sich irgendwann ein Erkalten der Gefühle im höheren Alter einstelle. Aber so lange warten? Keine grosse Hoffnung für den Betroffenen. Zumal wir einfach mal annehmen, dass er so lange überlebt. Denn das schlimmste an dieser erkrankten Persönlichkeit, ist doch leider die hohe Suizidalität.

Nun hatten Sie also einen kleinen Einblick in eine mögliche Borderlinepersönlichkeit. Wie aber erklären wir uns jetzt die Selbstverletzung? Nach all dem Terror, dem unbändigen Hunger, all den Depressionen und dem Gegenspiel der Gefühle, sollte man doch denken, das reicht?

Aber genau das ist der Auslöser.

Aufgestaute Spannung, die nicht anders entweichen kann, als auf diesem Weg. Und seien Sie sich gewiss, fast jede Person kämpft dagegen an. Selten ergibt man sich dem kampflos. Man kann und will nicht, doch im Endeffekt tut man es doch. Wenn nicht jetzt, dann das nächste Mal. Es gibt auch noch das SVV als Selbstbestrafung. Nicht als Druckabbau. In den Persönlichkeiten ist so fest verankert, dass sie abgrundtief böse sind. Von Kindesbeinen an.

Deswegen sind sie psychisch so unter Druck, dass sie sich selber bestrafen, um Fehler zu ertragen, die jeder macht. Sie setzen das fort, was ihre Eltern bei Ihnen angefangen haben. Das Schlagen, das Bestrafen.

SVV muss nicht immer bluten, manchem geht es um den Schmerz. Der Andere will die Schuld, die Anspannung aus sich herausfließen sehen, durch das Blut. Andere nehmen andere Vorgehensweisen, um sich zu verletzen. Nicht immer muss es das Ritzen sein, es ist einfach nur verbreitet.

Aber vergessen Sie eines nicht. Es ist nie eine logische Entscheidung.

Wie können Sie also mit einer Person umgehen, die sich selbst verletzt hat und bei der Sie es sehr wahrscheinlich durch Zufall entdeckt haben?

Auf keinen Fall Mitleid, auch keine Vorhaltungen. Sie schämt sich schon genug.

Geben Sie ihr einfach zu verstehen, dass sie es wissen und darum wissen. Mehr nicht. Wenn es nötig ist, verarzten Sie sie, verbinden, reinigen etc.. Und je nachdem, in welchem Verhältnis sie zueinander stehen, nehmen Sie sie in den Arm. Sie hat gerade psychischen Dauerterror, einen Höllenkampf hinter sich. Rufen Sie sich das in Erinnerung. Und irgendwann, vielleicht am nächsten Tag, sprechen Sie mit ihr darüber. Aber kommen Sie auf keinen Fall mit einem Stapel an Zetteln voll von Adressen an oder einem schon festen Termin. Die Person muss sich helfen lassen wollen. Sie muss die Initiative ergreifen. Denn danach wird es nicht leichter, sondern immer schwerer. Stützen Sie sie, helfen und begleiten Sie sie. Mehr können und sollten Sie nicht tun.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *