Warum Bloggen? Existenzlose Form einer Botschaft

Warum eine Internetseite, einen Blog aufziehen? Wieso Stunden der eigenen Lebenszeit in eine irreale Umgebung investieren? Das Internet besteht nur aus Datenströmen, Signalen, die von Gerät zu Gerät interpretiert und dementsprechend ausgegeben werden. In dem Sinne ist es eigentlich nicht existent. Ohne Form. Sichtbar, wie ein Fluss, aber genauso wenig mit den Händen festzuhalten, zu greifen. Dennoch ist das Wissen in diesem Bereich des Lebens um einiges konzentrierter als irgendwo sonst. Würde man alles abdrucken, abtippen, was an Wörtern im Internet so steht und fließt, so würde es konzentriert an einem Ort sicher jede noch so grosse Bibliothek übertreffen. Wenn es überhaupt die Möglichkeit gäbe es irgendwo zu lagern, so würde ein Gebäude extra dafür errichtet, an den Turmbau zu Babel erinnern. Die Ironie des Vergleiches entgeht mir nicht, aber ich unterlasse es einfach mal darauf weitereinzugehen. Wie viele Emotionen, Trauer und Glück, Depressionen, Hoffnungen, Enttäuschungen in diesem unserem neuen Medium jede Minute aufs neue geboren werden und in Blogs, Foren, Charts auf ewig festgehalten werden, ist nicht abschätzbar.

Das Internet – Die Zukunft

Als es anfing, wurde als der Zukunftsschritt überhaupt angesehen. Ein neues Zeitalter begann. Jeder Mensch egal an was für einem Ort, konnte sich mit einer Anderen vernetzen und auf diese Weise in Kontakt gelangen, vorausgesetzt die technischen Anforderungen werden erfüllt. Aber was ist es mitlerweile?

Eine Spiegelung unserer Gesellschaft? Auf so vielen unterschiedlichen Ebenen, dass ein einzelner Mensch gar nicht alles begreifen, erleben und lesen kann? Es ist ein Sprachrohr, in dem jeder seine innersten Empfindungen in Sekunden ausleben kann, anonym oder mit realen Bezug, ohne dass er sich das zweimal überlegen muss. Eine Möglichkeit sich zu definieren und Lebenswege neu einzuschlagen, die bis dato unveränderlich waren.

Es ist vor allem eines. Es zeigt das Tempo, die Geschwindigkeit, mit der wir heute leben. News, Videos, Updates, Meldungen, um den Normalbürger heute zu erreichen, braucht es nur Sekunden. Um einer Sache auf den Grund zu gehen genausolange. Wobei durch das weitverbreitete Halbwissen sicher auch ein Schleier entsteht. Denn wer mehr wissen will, der muss auch noch mehr suchen als jemals zuvor. Das Problem ist nicht, Antworten zu finden, sondern die richtigen. Wobei das auch wieder der eigenen Interpretation

unterliegt. Will ich die Antwort zu einer Entscheidung, die ich schon getroffen habe, (bedenke wir Menschen sind bequem und wollen nicht umdenken, überlegen müssen und schon gar nicht uns selber anzweifeln) so werde ich auch das Passende finden und alles Andere gekonnt überlesen. Im Endeffekt suche ich nur nach einer Bestätigung, Begründung, die mir die Verantwortung erleichtert und Rückhalt gibt. Und genau die werde ich auch finden.

Ist das Internet also mehr Freiheit? Oder gibt es mir nicht nur leichter und schneller die Möglichkeit mich selber zu belügen? Meine “Lebenslüge” aufrechtzuerhalten? Jeder Lebensweg unterliegt so einer Lüge. Mal kleiner, mal größer, mal bedeutend, mal im moralischen Sinne weniger gravierend. Denn etwas nicht sehen, erkennen wollen, ist im eigentlichen Sinne auch eine Lüge. Ganz sicher nicht bestrafbar oder verwerflich, denn wer will darüber urteilen? In die Menschen gucken kann keiner und in die Abgründer der eigenen Seele, können es die Wenigstens selber.

Es ist bequem. Was ich nicht wissen will, dass muss ich auch nicht. Worüber ich nicht nachdenken will, das werde ich niemals berühren. In Sekunden weggeklickt und doch lieber der leichten Kost zugewandt. Aber ein schwarzmaler bin ich nicht und ganz sicher kein Menschenfeind.

Kann man ein Tier hassen, weil es jagt? Es ist in seiner Natur und damit unterliegt es nicht seiner Kontrolle. Wir Menschen haben die Seele, einen Geist, der von Natur aus uneingeschränkt frei ist. Ist die fehlende Nutzung aller Ressourcen jetzt ein Makel, eine verwerfliche Tat? Das zu beurteilen liegt allein in der Ansicht von Moral und Wertevorstellungen. Das Richten über andere Individuen ist ebenso verwerflich, da man nicht alles weiss, wissen kann, was einen Einzelnen zu dem macht, was er ist. Ist eine falsche Entscheidung ein Grund für ein Werturteil? Vor allem, wenn es als Lektion dient? Wenn ich aus Fehlern lerne und sie mich bessern, dann darf man nicht für diese Fehler bestraft werden?

Das Bloggen – Die Botschaft

Ich bin etwas abgeschweift. Zurück zum Thema. Also warum sollte man Bloggen? Warum seine eigenen Vorstellungen, seine eigenen Meinungen mit in diesen Fluss werfen?

Sehen wir jetzt mal von dieser rein materialistischen Sicht der Dinge, was das grosse Geld verdienen angeht ab, so bleibt…..was?

Eine Botschaft. Jeder der schreibt und es öffentlich zugänglich macht, will etwas weitergeben. Sei es einfach das Hobby. Die eigenen Erfahrungen. Ein Missstand, auf den er hinweisen möchte. Etwas, wo er anderen helfen möchte, Anweisungen, Anleitungen, die auf einer Seite zu finden sind.

Das Ego

Dies setzt aber eine Sache vorraus. Nämlich die Tatsache, dass der jeweilige Schreiberling, Webmaster, davon ausgeht, dass das was er vorhat, dort in den Fluss wirft, so einzigartig ist, dass es unbedingt gebraucht wird. Es gibt Millionen von Internetseiten und urplötzlich entscheidet sich ein Individuum, auch eine Seite zu eröffnen. Geht er dann nicht einfach davon aus, dass seine Seite für Wellen sorgen wird? Dass sie auffällt und mit der Zeit immer mehr Besucher anlocken wird?

Das hört sich so betrachtet sehr in Richtung Narzissmus und Egomane an. Aber ist es im Endeffekt nicht nur das Ausleben eines naturgegeben Rechtes?

Das Recht auf Individualität?

Die Annahme, die dem zugrundeliegt, dass es im Internet nicht eine Person wie mich gibt? Sicher mit ähnlichen Interessen, ähnlichen Lebenswegen und ähnlichen Erfahrungen. Aber niemals eine Kopie meiner Person?

Genauso so, wie dass es seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte nicht ein Leben, ein Individuum, einen Menschen gab, der mein Leben gelebt hat? Niemanden, der genauso war wie ich. Ähnlich unter Umständen ja, aber ebenso niemals ein Duplikat.

Das Leben, unsere Gesellschaft, jetzt, wie auch vorher schon, hat seine Muster, seine vorgegeben Bahnen und Richtungen. Egal, wie individuell, unterschiedlich man ist, die Wege, die man geht sind selten ganz neue Pfade. Um so mehr Weltzeit vergeht, um so mehr Menschen leben, um so seltener wird überhaupt die Möglichkeit dazu. Nun, wo ist dann, die so einzigartige Persönlichkeit mag man fragen. Die findet sich in Momenten, in kleinen Entscheidungen und auch gerade Gedanken. Nicht im ganzen Weg, sondern z.B. in der Art, wie ein Weg gegangen wird.

Spiegel Internet

Das ist es, was das Internet ist. Ein Spiegel dieser Momentaufnahmen. Es zeigt unsere Gesellschaft und zwar in all seinen Facetten und den millionen kleinen Individualisten, die wir sind. Dort werden die zehn Sekunden, die uns einzigartig machen, in einem Blog Post gezeigt, in einem Facebook Update mal eben herausgeworfen, ein Twitter Post, der an die hundert Zeichen rauswirft.

Blogger, Webmaster geben ihrer Individualität ein bißchen offensichtlicher Ausdruck. Sie erschaffen sich einen Ort in dieser Welt, eine kleine Insel im Fluss. Man kann als Surfer dort anhalten und was mitnehmen. Was prägt oder auf immer vergessen wird. Die Reichweite ist mitlerweile doch unbegrenzt. IPad,IPhone, Smartphone, Surfstick, egal was und egal wo. Jeder kann einen erreichen, mitlerweile überall.

Die Entscheidung

Also warum Bloggen?

Weil man etwas will, ganz einfach ausgedrückt. Hat man die passende Begabung dafür, einfach das Schreiben, das Formulieren, die php Kenntnisse, html, steht dem doch nichts im Weg. Vor allem, wo man alles auf dem Weg immer mehr lernt und ihm den richtigen Feinschliff gibt. Etwas zu sagen hat jeder Mensch. Es gibt keine Regeln, keine Richtungen, die man einschlagen muss, keine Do`s und Don`t, denn das Einhalten oder auch nicht, spiegelt nur das, weswegen Ihre Seite im Internet ist.

Wollen Sie es? Dann tun Sie es. Ohne eine Sekunde zu überlegen. Arbeit? Was auch sonst. Geschenkt gibt es nicht und nie. Mühsam? Was ist schon leicht? Nervig? Ganz sicher oft und noch öfter mit der Zeit.

Fazit?

Das bilden Sie mir. In den Kommentaren oder einfach nur in dem was sich vor dem Bildschirm abspielt.

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