Warum die Welt keinen Erlöser mehr braucht

Eine Einleitung, Überschrift, die auf den ersten Blick provokant erscheint, da sie im direkten Gegensatz zu so manchem Lehrsatz steht, den unser Glaube uns lehrt. Aber mehr noch, als zu provozieren, wollen wir einen Funken dessen, was Wahrheit sich schimpft. Und auf diesem geraden Wege, der manchesmal nur in Dunkelheit führt, sind es die Schritte abseits des gewohnten Denkens, die uns weiter bringen. Also folgen Sie mir, sofern Sie es sich selber zumuten wollen und beleuchten mit mir, rein in der Kraft der Gedanken, diese eine These.

Die Wiederkehr

Ich bin mit christlichem Glauben aufgewachsen und ebenso auch erzogen. Deswegen sind meine Deutungen, Überlegungen weites gehend darauf gestützt. Aber ich weiß, dass es in jedem anderen Glaubenszweig Parallelen gibt. Diese zu finden, sich herauszuziehen, obliegt ganz bei Ihnen.
Es wird und wurde prophezeit, dass Jesus wiederkehren würde. Unser sozusagener Erlöser, der Bote der Liebe, der Sohn Gottes, auf den sich unser moderner Glaube stützt, kommt auch in der heutigen Zeit wieder und tut sein Werk.

Apostelgeschichte Kapitel 1, Verse 9 – 11
Und da Jesus solches gesagt, wurde er aufgehoben zusehends, und eine Wolke nahm ihn vor ihren Augen weg. Und als sie ihm nachsahen, wie er zum Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Kleidern, welche auch sagten: Ihr Männer von Galiläa, was stehet ihr und sehet zum Himmel? Dieser Jesus, welcher ist aufgenommen gen Himmel, wird so wiederkommen, wie ihr ihn zum Himmel habt fahren sehen.
„ Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin.“ Johannes 14,3

Ein Zitat habe ich aber noch, über das ich gerade gestolpert bin, dass einfach zu gut in unsere Zeit hier passt:

Wenn dann jemand zu euch sagen wird: Siehe, hier ist der Christus! oder: Da!, so sollt ihr’s nicht glauben. Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, so daß sie, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten verführten. Siehe, ich habe es euch vorausgesagt. Wenn sie also zu euch sagen werden: Siehe, er ist in der Wüste!, so geht nicht hinaus; siehe, er ist drinnen im Haus!, so glaubt es nicht. Matthäus 24,23-27 (Wer die entsprechenden Artikel dazu kennt, der weiß, worauf das zielen könnte. Aber weiter im Text.

Unsere Bibel, das Werk, an dem auch ich im Glauben erzogen wurde, verkündet also, im Rahmen der doch freieren Interpretation, dass Jesus wiederkommen werde. Ich sage freiere Interpretation, da auch ich mir dessen bewusst bin, wie die Bibel entstand und wie man die Zeilen zu lesen hat. Mund zu Mund und auch gewollte Verherrlichung. In letzter Zeit bin ich in etlichen Magazinen über Berichte zu dieser Person gestolpert, die auch eine ganz andere Seite zeigen. Eine, die vielleicht nicht so gut in das heilige Werk gepasst hätte? Man kann glauben was man will, wie zu jeder Zeit. Ob Jesus nun Gottes Sohn sein gewesen könnte, oder aber einfach ein Mensch der Großes gepredigt und erschaffen hat und das eben auch nur durch das Einfachste, was wir besitzen. Aus Nichts Alles erschaffen. Das kam mir gerade in den Sinn. Er hatte Worte und Taten und mehr nicht. Aber genau das reichte aus um Jahrhunderte zu überleben und auch heutzutage präsent zu sein.

Der gewünschte Messias

Wer auch immer an die Wiederkehr seines Propheten, seines Messias glaubt, der tut auch dies nur mit eigener Vorstellung. Nehme ich unser Werk, so beruht unser Verständnis, unser Bild von Jesus darauf, was dort beschrieben ist. Aber eines, das sollten und dürfen Sie nicht vergessen. Medienarbeit? Werbung? Ja, auch wenn das weit hergeholt zu sein scheint, so ist es auch damals gemacht worden. Es ist ganz sicher entschieden worden, was in den Zeugnissen über den Erlöser aufgenommen wird und was eben nicht. Was heißt, um es direkt und einfach zu sagen, würde Jesus, ein Messias jetzt wiederkehren, so wäre er niemals so, wie es die Zeit und das Menschenwerk sich zurecht geschnitten hat. Dies heißt im weiteren Verlauf aber, dass wir sehr wohl wünschen, dass der Prophet für uns wiederkehren möge, es aber nur in unserem Rahmen tun dürfte. Jesus, so wie wir es wollten, soll wiederkehren. Kein Anderer, als das, was wir schon wissen. Denn nur dann kann er doch sein Werk vollenden, nicht wahr? Nur dann kann er ein Erlöser sein….oder ist es anders?

Das Tun des Erlösers

Als Kind und Jugendlicher habe ich oft darüber nachgedacht. Was wäre wenn Jesus jetzt wiederkommen würde? Was würde passieren? Was würde er tun? Nehmen wir an er läuft durch die Straßen und predigt von der Liebe. Hält Reden auf der Parkbank. Ja, was dann? Und gehen wir weiter, so würde er sagen, er wäre der Sohn Gottes? Sie mögen es vielleicht nicht, wie ich es auf die Realitätsebene herunterhole. Aber genau das müssen wir tun. Wo wäre ein Jesus in unserer Zeit? Wo wäre der Erlöser, der uns den Himmel und die Liebe predigen wollte?
In der Schlange beim Arbeitsamt? In einer der reichlichen psychiatrischen Kliniken unter Tabletten, da er im Wahn sich für den Sohn eines Gottes hielt? In der Armenküche, bei der Arbeit, wie er das Essen austeilt, und sich unter die Ärmsten der Armen mischt, auf dass es ihnen besser geht?
Ja, wo wäre er, wenn wir ihn doch in der Öffentlichkeit brauchen würden? Er wäre nicht in den Medien. Nicht an gehobener Stellung eines großen Konzernes. Und ich wage es zu behaupten, weiß es ganz sicher, er wäre kein Priester oder Bischof. Er wäre bei den Schafen, die genau ihn bräuchten. Und sein Werk wäre das der Liebe, mehr nicht. Und er würde sterben, vergehen in seinem Werk, ohne dass wir ihn jemals erleben dürften?
Nein, das wiederum glaube ich auch nicht. Denn andersherum, war er ebenso ein Mann der Tat, wie oben beschrieben.

Dann kamen sie nach Jerusalem. Jesus ging in den Tempel und begann, die Händler und Käufer aus dem Tempel hinauszutreiben; er stieß die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenhändler um
und ließ nicht zu, daß jemand irgend etwas durch den Tempelbezirk trug.
Er belehrte sie und sagte: Heißt es nicht in der Schrift: Mein Haus soll ein Haus des Gebetes für alle Völker sein? Ihr aber habt daraus eine Räuberhöhle gemacht.
Die Hohenpriester und die Schriftgelehrten hörten davon und suchten nach einer Möglichkeit, ihn umzubringen. Denn sie fürchteten ihn, weil alle Leute von seiner Lehre sehr beeindruckt waren.

Als es Abend wurde, verließ Jesus mit seinen Jüngern die Stadt. (Markus 11,15-19 nach der Einheitsübersetzung)

Dies ist eine Szene, die ich persönlich, fast sehr mag. Denn er schreitet zur Tat. Er tut, was keiner erwartet und schmeißt aus dem Haus des Gebetes. Aber ebenso, ist er ein Meister des offenen, aber auch versteckten Wortes gewesen:

 Und sie kamen abermals gen Jerusalem. Und da er im Tempel wandelte, kamen zu ihm die Hohenpriester und Schriftgelehrten und die Ältesten und sprachen zu ihm: Aus was für Macht tust du das? und wer hat dir die Macht gegeben, daß du solches tust? Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ich will euch auch ein Wort fragen; antwortet mir, so will ich euch sagen, aus was für Macht ich das tue. Die Taufe des Johannes, war sie vom Himmel oder von den Menschen? Antwortet mir! Und sie gedachten bei sich selbst und sprachen: Sagen wir sie war vom Himmel, so wird er sagen: Warum habt ihr denn ihm nicht geglaubt? Sagen wir aber, sie war von Menschen, so fürchten wir uns vor dem Volk. Denn sie hielten alle, daß Johannes ein rechter Prophet wäre. Und sie antworteten und sprachen zu Jesu: Wir wissen’s nicht. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: So sage ich euch auch nicht, aus was für Macht ich solches tue.
Und er fing an, zu ihnen durch Gleichnisse zu reden: Ein Mensch pflanzte einen Weinberg und führte einen Zaun darum und grub eine Kelter und baute einen Turm und tat ihn aus den Weingärtnern und zog über Land. Und sandte einen Knecht, da die Zeit kam, zu den Weingärtnern, daß er von den Weingärtnern nähme von der Frucht des Weinbergs. Sie nahmen ihn aber und stäupten ihn, und ließen ihn leer von sich. Abermals sandte er ihnen einen anderen Knecht; dem zerwarfen sie den Kopf mit Steinen und ließen ihn geschmäht von sich. Abermals sandte er einen andern: den töteten sie. Und viele andere, etliche stäupten sie, etliche töteten sie. Da hatte er noch einen einzigen Sohn, der war ihm lieb; den sandte er zum letzten auch zu ihnen und sprach: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen. Aber die Weingärtner sprachen untereinander: Dies ist der Erbe; kommt, laßt uns ihn töten, so wird das Erbe unser sein! Und sie nahmen ihn und töteten ihn und warfen ihn hinaus vor den Weinberg. Was wird nun der Herr des Weinbergs tun? Er wird kommen und die Weingärtner umbringen und den Weinberg andern geben. Habt ihr auch nicht gelesen diese Schrift: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. Von dem HERRN ist das geschehen, und es ist wunderbarlich vor unseren Augen“? Und sie trachteten darnach, wie sie ihn griffen, und fürchteten sich doch vor dem Volk; denn sie verstanden, daß er auf sie dies Gleichnis geredet hatte. Und sie ließen ihn und gingen davon. (Mk 11,27-12,12)

Was würde also ein „Messias“, ein „Prophet“ oder auch Erlöser heutzutage tun? Würde er uns, jeden von uns, nicht genau da packen, wo wir es am Wenigsten wollen? Ohne Scheu, ohne auf irgendetwas Rücksicht zu nehmen, würde er das Übel am Kopf packen, es ausreißen und uns demonstrativ vor Augen halten. Sei es die Kirche, unsere Gesellschaft, das Konsumdenken, der materielle unglaublich hochgeschätzte Wert. Suchen Sie es sich aus. Und er würde nicht halt machen, selbst, wenn man ihn dafür kreuzigen würde. Und ich prohezeie einfach mal, auch das würde wieder passieren. Vielleicht kein Kreuz, vielleicht nicht mit Donner und Blitz, die den Tod dessen ankündigen, was unser Weg zur Veränderung sein sollte. Auch wenn wir aus der Geschichte einer Bibel, aus manch anders formuliertem Niederschriften des jeden Glaubens, bereits gelernt haben sollten, in über 2000 Jahren. So haben wir es mit Nichten. Wir sind noch immer genau so, voller Zweifel, bereit anzuklagen, auszustoßen und leichtfertig zu richten. Was also hat uns ein Prophet damals gebracht? Einen neuen Glauben, damit wir des Nachts besser einschlafen können? Die Ungerechtigkeit, Überheblichkeit und Selbstanmaßung einfach wegbeten? Ablasshandel kennen wir bereits. Und wenn auch verteufelt und angeprangert, so ist es genauso das Gleiche. Eine Kirche für den Sonntag, ein Tag für die Freiheit der Muße? Was ist es, das geblieben ist? Das eine Bild des einen Mannes, der sich hat kreuzigen lassen? Den Triumph der Qual, als reinen Preis der Liebe, die Selbstaufopferung in einem Rahmen voll Prunk und Glanz. Schönes Gold, das den Rahmen ziert. Funkelnde Kerzen in Millionen von Häusern, die Geld verschenken und verschwenden. Weinen würde ein Jesus für das, was aus seinem Werk geworde ist. Und ebenso, wie er die Marktschreier aus dem Hause schmiss, so würde auch er die Bilder von den Wänden reißen. Das Gold an die verschenken, die es verdienen. Die Schatzkammer, die Millionen an gehüteten Schätzen, sie würden verteilt werden. Das ist es, was ich sehe, wenn ich daran denke, dass so ein Mann wiederkommen würde. Kein Erlöser, ein Prediger sehr wohl, aber unser aller Dorn, der in das 2000 Jahre alte Fleisch sich reißt.

Warum die Welt keinen Erlöser braucht

Die Welt braucht ihn ganz sicher. Aber wie vorher gesagt, wünschen wir uns einen Prophet, einen Messias, einen Verkünder der Liebe. Mehr nicht. Keine Folgen, keine Veränderungen. Das Reich steht bereit, er muss nur das Zepter ergreifen und in dem gesetzten Rahmen operieren, wie wir ihn für ihn, mehr noch für uns, erschaffen haben. Wir wollen keine Veränderung, wir wollen unterstützt, gehalten und umarmt werden. Worte der Liebe eines großen und gütigen Gottes. Denn so halten wir es nun mal seit 2000 Jahren. Warum also ändern?
Genau deswegen braucht diese, unsere, Welt keinen Erlöser. Wir brauchen den Dorn, der uns aufzeigt was falsch läuft. Den scheuchenden Propheten, der uns aus den Tempeln schmeißt. Der uns die rosa Brille abreißt und uns in die Wirklichkeit holt. Die Wirklichkeit, die rein uns selber unterliegt.
Die Welt braucht keinen Erlöser, wie sie sich ihn wünscht. Und viel mehr noch, behaupte ich, wissen wir auch genau das. Wir würde es nicht bemerken, wenn ein Heiliger am Straßenrand säße und vom Himmel uns predigt. Wir würden lachen, kichern und vielleicht einen Euro vor seine Füße werfen. Mit gutem Gewissen ginge es dann an den Fernseher um uns die Passion Christi, einen Leidensweg anzusehen, den wir nicht miterleben müssen. Denn würde er heute gekreuzigt werden, würden Sie es tun? Sich aus der Masse erheben, durch tausende an Menschen vorbei schreiten und sich gegen die Macht eines Systemes stellen, das sein Urteil bereits gefällt hat. Würden Sie heute eine Kreuzigung verhindern?
„Es werfe der den ersten Stein, der ohne Schuld.“
Heutzutage kreuzigen wir im Alltag Jesus zu hunderten an Malen, hauen die Nägel selber hinein in das Vermächtnis der Liebe, für das er gestorben ist. Und wir fühlen uns gut dabei, nicht wahr? Denn schließlich sind wir uns keiner Schuld bewusst. Und egal von welchem Glauben Sie sind, egal, was für Sie das Höchste ist, sie werden mir zustimmen. Die Guten unter uns, die sind so selten, wie die Diamanten am Strand. Das ist Realität, das ist Wirklichkeit, abseits eines Testamentes der Liebe.

Es wird der Tag kommen, und unser Erlöser erscheinen. Er wird es richten, er wird die Wunder vollbringen. Wir könnten ihn nicht ertragen, wollen ihn eigentlich nicht. Aber wir warten einfach weiter. Aber haben wir, ein Jeder von uns, ihn verdient? Das frage ich sie, wie auch mich und ende nun einfach hier.

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