Eine Einladung

Die meiste Zeit lebe ich ein vollkommen normales Leben. Denn da ich als Hybrid auch am Tage unter Menschen mich bewegen kann, falle ich nicht weiter auf. Ich habe einen normalen Job in einer Einzelhandelskette, dem ich Tagein, Tagaus, nachgehe. Ich verdiene vollkommen normal mein Geld. Auch wenn ich dies eigentlich nicht mehr bräuchte, da ich so einiges angesammelt habe in der Zeit, die ich bereits lebe. Aber ich will den normalen Alltag eines Menschen, um mich so normal wie möglich zu fühlen. Ich habe auch einen Freund, aber wir wohnen nicht zusammen, auch wenn er es möchte. Aber das wäre mir dann zu viel Nähe und meinen Freiraum brauche ich ja doch, bei dem Geheimnis, das ich mit mir herumtrage.

Es war spät Abends, und wir schlossen den Laden zu. Meine Kollegen verabschiedeten sich in den Feierabend und ich tat dem genauso. Als wir vom Parkplatz weggingen, bemerkte ich eine Limousine, die uns im Schritttempo folgte. Plötzlich machte sie halt und die Türen öffneten sich. Drei Männer kamen heraus und gingen auf mich zu. Ich roch keine Menschlichkeit an ihnen. Sie rochen nach Verfall, nach Verderb, aber nicht nach Menschen. Ich war auf der Hut, die Sinne gespannt, bereit anzugreifen, mich zu verteidigen, wenn nötig. Die drei machten vor mir halt und ich blieb ebenso stehen, erwartete sie.

„Du hast eine Audienz bei der Königin,“ sagte einer. „Aha,“ entgegnete ich argwöhnisch. „Und wenn ich nicht will?“ fragte ich herausfordernd zurück. „Wir könnten dich zwingen, aber es ist im Guten gemeint. Wir sind nicht Deine Feinde. Es ist eine Einladung, kein Zwang.“ Entgegnete der Zweite. „Was seid ihr?“ fragte ich sie einfach mal. „Succubusse, Reinblüter. Und mittlerweile sind wir eine ganze Menge, eine ganze Bewegung, ein Heer, eine Masse, eine Gruppe, die nicht mehr aufzuhalten ist. Man ist besser nicht unser Feind.“ Sagte der dritte stolz. Dafür kassierte er einen Tritt vom zweiten vors Schienenbein. Er senkte sofort den Blick. Er hatte sich zu weit fort gewagt, wie für jeden hier offensichtlich war. „Und was will Eure Königin von mir?“ fragte ich. „Nur reden. Kennenlernen. Sich vorstellen.“ Sagte der Erste. „Wie gesagt, es ist eine freundliche Einladung, der Du nachkommen solltest,“ sagte der zweite erneut.

Es brachte nichts, sie sich zu Feinden zu machen. Sicher wären die drei kein Problem gewesen zu besiegen, dachte ich. Ich hatte noch nie mit Succubussen zu tun gehabt. Aber gehört, dass sie hinterhältige Viecher sein. Irrte ich mich, oder konnte ich dort oben auf dem Dach noch welche ausmachen mit Gewehren? Konnte auch Einbildung sein. Wir hatten bereits Nacht und die Schatten konnten einem auch etwas vorspielen. Ich lenkte ein. Mal sehen, was diese Königin von mir wollen würde. „Ok, ich komme mit.“Sagte ich. Ich konnte sehen, wie die drei sich merklich entspannten. Sie hatten wohl mit einem Kampf gerechnet. Sie gingen wieder zur Limousine herüber und öffneten die hintere Tür. Sie blieben aber noch alle drei draußen stehen, bis ich eingestiegen war. Dann nahmen sie auch Platz. Die Fahrt in die Ungewissheit ging direkt los. Und ich war gespannt, was da auf mich warten würde. Wir fuhren über die Autobahn, über Landstraßen, in ein Gebiet der Stadt, das ich noch nicht kannte. Ich war auch erst ein Jahr hier in dieser Stadt in Deutschland. Alle 10 Jahre wechselte ich meinen Wohnort, mit neuem Job, neuem Freund, neuem Leben. Nur um nicht aufzufallen. Und von dieser Stadt hatte ich noch nicht so viel gesehen, um zu wissen, wohin wir fuhren.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *