Wir können uns in unserem Leben auf nichts verlassen. Alles kommt und geht. Selbst Menschen, die wir als unwiderrufliche Größe in unserem Leben geglaubt haben, verlassen uns eines Tages wieder. Was bleibt, ist im Grunde nur die Familie. Aber selbst da lebt man sich auseinander, wenn man Pech hat. Selbst die eigenen Kinder werden erwachsen und bekommen andere Interessen, als sich immer mit Mutter oder Vater zu treffen. Begebenheiten, die wir als unrüttelbar gesehen haben, können sich verändern oder an einem Tag auf den Nächsten wieder weg sein.
Das Einzige worauf wir uns verlassen können, ist dass sich alles verändert. Mal zum Besseren, aber auch zum Schlechteren. Vielleicht nur phasenweise, aber auch das ist möglich. Wir Menschen haben den freien Geist der Seele, der sich an alles anpasst und einen Geist, der sich sekundenschnell an neue Begebenheiten anpasst. Das muss auch so sein, auf dass wir weiter funktionieren können. In unserem Rahmen, nach unseren besten, momentanen Möglichkeiten. Neue Begebenheiten, denen wir vorher noch nie begegnet sind, mit denen wir nichts zu tun hatten, erweitern unseren Horizont. Man ist sich nie sicher, was man leisten kann, bis man leisten muss und es als einziges Mittel zum Überleben dient.
Wir suchen auch unbewusst immer das Unbekannte. Sicher, das Altgewohnte hat seinen Reiz in der Bequemlichkeit. Aber es bleibt immer die Verführung durch das Neue, das Frische, das noch nicht Erprobte. Eine neue Beziehung, eine neue Liebe, der Zauber des Neuanfangs. Das Fremde war schon immer verlockender, als das, was man sowieso schon besitzt. Denn man hat sich an es gewöhnt und will mal etwas Neues ausprobieren, kennen lernen. Noch größer ist der Reiz, wenn etwas verboten ist. Denn die verbotene Frucht ist um einiges süßer und aufregender in der Verführung als das sowieso Verbreitete. Und so eine Grenzüberschreitung verlockt die sonst brave Seele sehr. So innig und tief, bis sie dann doch ihr nachgibt.
Wir sind Gewohnheitstiere. Wir wollen es immer gleich und gemütlich. Das Leben lehrt uns ein Anderes. Und so gewöhnen wir uns auch an die beständige Veränderung. Passen uns an, lernen neu kennen und machen eine Gewöhnung daraus. Denn so sehr uns ein Neuanfang auch phasenweise reizt, kommen wir irgendwann an einen Punkt, von dem uns unser Frieden lieber ist. Und um so älter man wird, um so mehr zieht man die Ruhe der Aufregung vor.
Wir suchen nicht die Veränderung, aber sie findet uns. Phasenweise, hauptsächlich oder auch nur nebenher. Was bleibt, ist ein Ich im Strudel der Zeit. Den Phasen der Veränderung unterworfen. Hoch und hernieder getrieben und doch nur auf einem Pfad, der uns zum besten Selbst führen sollte.