Der Bücherwurm

Ihr Blick schweift in die Tiefe der lautmalenden Worte und versucht den Sinn hinter dem Unsinn zu entdecken. Manche Tiefgründigkeit erschließt sich auch erst dem Verstand, der bereit ist in der Tiefe nach Wahrheit zu suchen und nicht nur die Oberflächlichkeit bedient. Denn die Worte zwischen den Lauten, die offensichtlich erscheinen, versteckt sich so mancher Sinn für die Seele, die bereit ist auch tiefer zu blicken. Die, die nicht nur nimmt was sie als erstes präsentiert bekommt, sondern selber denkend die versteckte Botschaft mancher Wahrheit sucht.

Sie hat schon so etliche Welten besucht und kann so nimmer genug von ihnen bekommen. Die leichte Kost ist ihr fremd. Um so umfassender die aufgedeckte Wahrheit, um so mehr wird der innere Hunger nach Wissen gestillt. Aber es ist nicht nur das Wissen was sie sucht. Sie sucht auch Welten, Phantastereien, Fantasiegebilde und Kreaturen. Um so fremder der Wirklichkeit, um so mehr fühlt sie sich bestätigt in den Möglichkeiten der Kreativität eines Verstandes. Denn sie besucht Möglichkeiten einer Realität, die so noch nicht geboren wurde. Aber in Wahrscheinlichkeit zwischen den Zeilen erschaffen wird.

Wieviele Welten sie bereits besucht hat, lässt sich nicht mehr zählen. Und wieviele Leben sie bereits gefühlt, erfühlt, erlebt hat, nur ebensowenig. Und dennoch bekommt sie nie genug davon. Sie atmet jede Wahrscheinlichkeit als Nektar ihres Lebens ein. Sie sammelt diese Welten in den innersten Tiefen ihrer Existenz und bewahrt diese Kostbarkeiten in Diamanten der Erinnerung. Festgefroren und dennoch immer beweglich. Genau deswegen kann die Wirklichkeit sie auch so nur niemals überraschen, denn jede Wahrscheinlichkeit hat sie bereits besucht.

Und jede Welt die sie neu betritt behandelt sie wie eine Kostbarkeit. Denn jede ist einzigartig und verschieden. Jede erzählt eine andere Geschichte. Und jede hat eine andere Botschaft und Lehre parat, die sie nur geflissentlich aufsaugt. Sie hat Brüder und Schwestern im Geiste da draußen, die schier unermesslich in der Anzahl sind. Sie treffen sich niemals und doch wissen sie um die eigene Verbindung. Denn wer den Worten und ihren Welten folgt, die eigene Phantasie bedient, nur der weiß um die Grenzenlosigkeit jeder Wahrscheinlichkeit jedes möglichen Lebens. Und wer weiß, vielleicht schätzt er es gerade deswegen auch mehr?

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