Der schwarze Schwan

Es ist ein Tier, dem Namen nach. Klassifiziert als eindimensional und ohne die Größe von höherem Bewusstsein. Die Frage nach der Seele, stellt sich ab und zu. Und doch kann sie so keiner ganz beantworten. Dem Schwan nun, ihm ist das völlig egal. Er ist einfach nur. Ein Wesen, ein Lebewesen, das seinen Pfaden folgt. In Genügsamkeit treibt es über die Wasseroberfläche. Guckt sich um nach was zu Fressen. Und Menschen, die meidet er lieber, als dass er sich von ihrem Trubel gefangen nehmen lässt. Er kann sich verteidigen. Im aufplusternden Aufbäumen gleich dem eines Pfaus, zeigt er klar, was ihm gefällt und wo man ihn lieber in Ruhe lassen sollte. So definiert er sich, seine Grenzen und seine kleine Welt, in der er am liebsten bleibt.

Seine Brüder, die sind hell in der Farbe. Dem Begriff nach Weiß. Er aber ist im Dunkel gefangen. Ein Federvieh, dass sich dem Fehlen von Farbe verschrieben hat. Er ist ganz einfach schwarz. Und so, wie einerseits etwas fehlt, so nur ist er bedingt durch seine Andersartigkeit, ein Einzelgänger. Denn er passt nirgendwo rein. Er fällt auf in der Herde der Gleichheit. Und so, wie er sich abschirmt, so nur wird er nur wieder ausgegrenzt.

Der Schwan ist gemütlich. Der Umstand der Dinge stört ihn nicht. Und auch wenn er sich es manchmal anders wünschte, so muss er die Natur der Sache akzeptieren. So folgt er seinen einsamen Pfaden. Beobachtet sehnsüchtig manchmal die Masse. Aber er erkennt und begreift, welches Los ihm zu Teil geworden ist. Er darf etwas Besonderes sein. Etwas Einzigartiges. Der Fehler im Code, der dennoch in Facetten das hübscheste Bild malt. So findet er sich selber nicht schön, die Anderen sehen ihn nur als Laune der Natur. Und dennoch weiß er um seine besondere Rolle. Die Freiheit der Natur, die so nur niemals alles gleich erschafft. Sicher gibt es Ähnlichkeiten. Aber jedes Bild, jedes Wesen ist in Variation nur einzigartig. So findet sich auf der Welt millionenfach ein Gemälde, das mit Liebe und mit dem schärfsten Detail gezeichnet, nur die Größe der Natur selber beweist.

Der Schwan hat Feinde. Viele Kleine, die sich Vorurteile schimpfen. Als auch reale, die seine Existenz bedrohen. Er geht sehr vernünftig damit um. Er bleibt in seinen eigenen kleinen Kreisen, wo sie ihn nicht besuchen kommen. Geht nicht hinaus, verlässt nicht seine Welt, die sich selber als Rahmen definiert. Sondern bleibt wo er ist und was er ist. Denn er weiß, dass er die Natur der Realität akzeptieren muss. Und alle Träume und Hoffnungen an seinem Sein etwas zu ändern, werden niemals Wirklichkeit. So erübrigt sich dieses Sparte der Gedanken. Und er nur, er lässt dies auch einfach. Wie gesagt, ist er gemütlich und widmet sich den kleinen Dingen. Den Abfall des letzten Besuchers. Ein Stück Brot, eine Kerbe von einem Apfel. Ihm reicht das. Und mehr wünscht er sich auch nicht. So ist er einerseits ein Fehler in der allgemeinen Gleichheit und so erwartet man von ihm, dass er aus dem Rahmen falle. Aber die Erwartungen definieren die Muster einer Welt, der er sich nicht unterwirft. Und so hat sie absolut keine Gültigkeit für ihn selber.

Wir Menschen sehen diesen Schwan. Wir beobachten die Ruhe, mit der er über die Wasseroberfläche gleitet. Und niemals hätten wir solche Tiefe in seiner Existenz vermutet. Auf Grund unseres weiterentwickelten Verstandes, muss sich alles Andere dem unterordnen und sich als Wesen zweiter Klasse klassifizieren lassen. Die Wahrheit berühren wir dabei aber nicht. Auch wir definieren uns einen Raum des Denkens und des Verstehens. Wir aber sind alle Weiß und die schwarzen Wesen der Existenz nehmen wir so gar nicht mehr war. Auch bei uns gibt es die Vorurteile und die Wesen, die sich dem Dunklen verschrieben haben. Wir aber haben dankbare Schubladen, in denen wir alles aufbewahren können und die uns das einfache Denken ermöglichen. Vorbehalte. Vorurteile, Ausgrenzungen und die simple Ablehnung. Man wünschte sich manchmal, dass man als Mensch doch mehr Schwan sei, als ein Wesen der höheren Intelligenz. Es würde vereinfachen und erleichtern, was Last des Wissens mit sich bringt. Dankbar erkennen wir aber, dass alles seinen eigenen Regeln folgt. Und unser Schicksal, unsere Prüfungen, die finden uns und auch wenn wir gerne selber wählen würden, so ist uns dies nicht gegönnt. So beobachten wir den schwarzen Schwan. Wissen nichts von der tiefe seiner Existenz. Erfreuen uns einfach an dem Wesen der Natur und den Facetten der sonst gleichen Existenz. Denn nur wer mehr sehen will, mehr erkennen will und mit den Gedanken auch unter die Oberflächlichkeit taucht, der nur kann Wahrheit erblicken. Dankbar erschaffen, obliegt dieser Pfad der eigenen Entscheidung.

[TABS_R id=16687]

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *