Kartenspiel – Worte des Schweigens

Sie teilt die Karten aus. Ich bekomme 13, sie zwölf. Wir spielen Rommè. Ich fange an, schlechte Karten, wir tauschen ein paar. Eine Regelung, die wir dazu erfunden haben. Ich werfe eine Karte ab, sie zieht. Ich betrachte sie.

Lange schwarze Haare, ein Engelsgesicht, das seinesgleichen sucht. Dann blickt sie mich an.

Du bist dran“.

Oh, Sorry, ich war so in Gedanken versunken.

Ich werfe eine ab. Schaue in ihre Augen. Ich könnte da drin versinken.

Ein tiefer Blick ihrerseits.

Ich ziehe pflichtbewusst.

Es steht so viel zwischen uns. So gerne würde ich ihr Vieles sagen.

Ich liebe Dich über alles, nie mehr will ich ohne Dich sein. Mein Herz gehört Dir, ich vertraue darauf, dass Du damit umgehen kannst. Sei behutsam, denn sonst zerbricht es und ich sterbe für immer. Du bist für mich wie ein Schmetterling, der sich auf den Grashalm direkt vor Dir absenkt. Wenn Du aufstehst, könnte er wegfliegen. Unabsichtig, könntest Du ihn verschrecken. Meine Liebe, mein Engel, mein Schmetterling, bleib bei mir, flieg nicht weg.

Aber ich sage nichts, ich darf nichts sagen. Hier müssen wir so tun, als wenn wir uns nicht nahe ständen.

Ich mache Schluss, frage, ob sie Lust hat, eine zu rauchen. Sie ist einverstanden.

Wenigstens ein paar Minuten im Aufzug. Ich werde ihr nur sagen können, dass ich sie liebe und sie so sehr küssen, als wenn morgen unser Tod anstände.

Aber besser das, als gar nichts.

Es wird eine Zeit kommen, wo ich aussprechen darf, was ich fühle. Schon bald. Bis dahin muss ich schweigen.

Wir gehen zum Aufzug.

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