Model – Welt des Glitter

Sie betrachtet sich im Spiegel. Ein großer Spiegel, mit Lichtern an den Seiten. Parfümflaschen, Makeup jeder Sorte steht davor. Die Stylistin hatte ganze Arbeit gelistet. Sie sah blendend aus.

Ihre Augen, die Lippen, alles war richtig betont. Die Frisur saß richtig. Diese Frau im Spiegel war die perfekte Weiblichkeit. Sie war sie selber, auch wenn sie ihr wie eine fremde Person vorkam.

Um sie herum herrschte hektisches Treiben. Frauen rannten aufgeregt hin und her, Kostüme, Kollektionen wurden anprobiert und doch wieder verworfen.

An ihren Kolleginnen wurde herumfrisiert, gezupft und zurechtgemacht.

Der Duft von Haarspray lag in der Luft. Viel zu viel benutzt.

Sie würde gleich rausgehen und ihre Rolle spielen. So wie sie es immer tat.

Dafür hatte sie diesen Weg hinter sich gebracht. Als junges Mädchen hatte sie angefangen. Damals war es ihr Traum gewesen. All der Glitzer, der Glamour, den das ausstrahlte, das hatte sie angezogen.

Wie eine Königin musste man sich fühlen, das dachte sie damals.

Nun, die Realität sah anders aus. Das wusste sie jetzt.

Viele Absagen hatte sie damals bekommen. Zu dick, zu klein, zu lange Beine.

Immer neue Makel tauchten auf. Fehler, die sie vorher nicht als solche gesehen hatte.

Sie hatte sich für annehmbar, für hübsch gehalten. Nach einiger Zeit verwarf sie das ganz schnell wieder.

Aber sie hatte Glück. Eine der Modelagenturen nahm sie dann doch. Sie musste viel lernen, hungern und an sich arbeiten.

Das Ergebnis war ein Aussehen, dass angenommen wurde. Und von da an ging es los. Sie wurde gebucht, bekam viel Geld mit der Zeit. Aber sie hatte keine Zeit mehr für was Anderes. Männer, da hatte sie kein Problem mit. Die himmelten sie an, ihres Körpers willens.

Aber wenn sie von einem Termin zum anderen hetzte kamen ihr oft Zweifel.

Als sie letztens eine Frau mit Kinderwagen gesehen hatte, da bedauerte sie alles. Sie hätte den normalen Weg gehen sollen. Sich nicht dem Glanz verschreiben sollen.

Vielleicht hätte sie ein Glück leben können? Aber so konnte sie es sich nicht leisten, schwanger zu werden. Und den passenden Mann ? Woher nehmen? Sie nahmen doch immer nur ihren Körper, Verstand dahinter wurde nur akzeptiert. Aber gewünscht wurde, dass sie keinen hätte. Eine willenlose, gut aussehende Puppe, das wollten die Männer von ihr.

Sie musste diesen Weg jetzt weitergehen. Es gab kein Zurück. Das Geld, das brauchte sie. Vom Glamour, so sehr sie diese Schein-Welt auch hasste, war sie abhängig. Und außerdem, was sollte sie sonst machen? Acht Stunden hinter einer Kasse stehen und kassieren? In der Küche eines Restaurants stehen und spülen? Eine Kellnerin?

Nein, danke. Also weitermachen.

Irgendwann würde der Mann auftauchen, der sie aus allem herausholte. Ihr Mr. Right. Und wenn nicht? Dann weitermachen bis zum Ende.

Sie war dran. Sie betrat den Laufsteg, ging durch den Vorhang. Ein Hüftschwung, ein fester Schritt, ein Stolzieren. Blitzlichtgewitter empfing sie.

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